Vorwort zum Januar-Rundbrief

Liebe Freunde und Wohltäter,

in diesen hochheiligen Tagen feiern wir die Geburt unseres Herrn Jesus Christus, der von sich gesagt hat: “Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12)! Wie notwendig hat die Welt dieses Licht, das allein unserem Leben einen letzten Sinn und ein letztes Ziel gibt. Alle anderen, die sich an die Stelle dieses Lichtes setzen, sind nichts anderes als Irrlichter, die früher oder später erlöschen und die dann auch bald vergessen sind. Das Licht im Stall von Bethlehem, erleuchtet durch Öllampen und den hl. Stern strahlt hingegen seit über 2000 Jahren in die Dunkelheit dieser Welt und schenkt uns Trost und Freu­de in guten und in schweren Tagen.

Eine Geschichte erzählt von einer Kerze, die sich folgende Gedanken machte:

“Jetzt habt ihr mich entzündet und schaut in mein Licht. Ihr freut euch an meiner Helligkeit, an der Wärme, die ich spende. Und ich freue mich, dass ich für euch brennen darf. Wäre dem nicht so, läge ich vielleicht irgendwo in einem alten Karton – sinnlos, nutzlos. Sinn bekomme ich erst dadurch, dass ich brenne. Aber je länger ich brenne, desto kürzer werde ich. Ich weiß, es gibt immer beide Möglichkeiten für mich: Entweder bleibe ich im Karton – unangerührt, vergessen, im Dunkeln – oder aber ich brenne, werde kürzer, gebe alles her, was ich habe, zugunsten des Lichtes und der Wärme. Somit führe ich mein eigenes Ende herbei. Und doch, ich finde es schöner und sinnvoller, etwas herzugeben zu dürfen, als kalt zu bleiben und im düsteren Karton zu liegen. …”

Sollte nicht auch jeder von uns eine Kerze sein, die sich in Liebe zu Gott und den Mitmenschen verzehrt? So wie Jesus, der aus Liebe zu uns Mensch geworden ist und uns geliebt hat bis ans Ende am Kreuz? Der Schriftsteller Thomas Merton schreibt in einem seiner Werke: “Liebe kann nur bewahren, indem man sie verschenkt!” Ein Schenken aus selbstloser Liebe, egal in welcher Form, kommt immer in den Herzen unserer Mitmenschen an. Es ist ein zweckfreies Schenken, ein Schenken, das nichts dafür als Gegenleistung erwartet, auch wenn es sich selbstver­ständlich freut, wenn es mit Gegenliebe beantwortet wird. Weihnachten sollte für uns nicht nur eine Woche im Jahr sein, sondern immer, jeden Tag. Es ist wunderbar, gläubigen Menschen begegnen zu dürfen, welche eine Ahnung davon geben, wie groß die Liebe Gottes zu uns ist. Seien auch wir solche Menschen!

Es grüßt Sie und Ihre Familien in dankbarer Verbundenheit, ebenso von meinen Mitbrüdern, frohe und gnadenreiche Weihnachten, sowie alles Gute und Gottes Segen für das Neue Jahr wünschend

Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP

Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige,

im Advent begegnet uns in der Liturgie immer wieder die Gestalt des heiligen Johannes des Täufers. Sein Programm lautet: “Er muss wachsen, ich aber abnehmen” (Joh 3,30)! Es ist ein Kontrastprogramm zum weit verbreiteten Egoismus, der uns seit der Sünde unserer Stammeltern im Paradies im Griff hat.

Johannes der Täufer ruft auf zu Umkehr und Buße. Er selbst bezeichnet sich nur als eine “Stimme eines Rufenden in der Wüste”, als Wegbereiter des Herrn (Joh 1,23). Er predigt nicht nur Buße, er lebt sie zugleich authentisch vor. Bei ihm stimmen Anspruch und Wirklichkeit über­ein. Es ist dies die Ausnahme von der Regel, so wie die Heiligen ebenfalls die Ausnahme bilden. Sie fallen auf und sie ecken oft auch an. Ihre Bußübungen und ihre Bußgesinnung werden von den Bußunwilligen oft unausgesprochen als Vorwurf verstanden und rufen daher Widerspruch hervor. Bei Johannes dem Täufer ist das ganz deutlich. Er spricht die Wahrheit ohne diplomatische Winkelzüge aus. Das wird ihn sogar den Kopf kosten, da er sich nicht scheut, König Herodes des Ehebruchs anzuklagen.

Dieser Bekennermut ist heutzutage leider vielen Verantwortungsträgern in Kirche und Gesellschaft abhandengekommen. Die Angst vor den Medien und der öffentlichen Meinung ist bei den meisten größer als die Furcht vor Gott. Hätte sich der hl. Johannes der Täufer an ihnen ein Beispiel genommen, so wäre er nicht als Martyrer, sondern vermutlich an Altersschwäche gestorben. Wir können von ihm lernen, im guten Sinne „unverschämt katholisch“ zu sein.

Vor etwa 25 Jahren habe ich in Stuttgart eine junge Frau aus der ehemaligen DDR kennengelernt, die aus einer atheistischen Familie stammend, sich aus eigenem Antrieb mit 12 Jahren evangelisch taufen ließ. Bei ihrem Studium in Stuttgart hat sie in der katholischen Hochschulgemeinde einen einzigen Studenten kennengelernt, der sich nicht für seinen katholischen Glauben entschuldigt und der sich ohne Wenn und Aber zur kirchlichen Lehre in Glaube und Moral bekannt hat. Für sie war diese Begegnung mit diesem „Exoten“ vom Niederrhein der entscheidende Anstoß, sich näher mit der katholischen Kirche zu beschäftigen und schließlich einen Übertritt zu erwägen, den sie dann auch schließlich mit voller Überzeugung vollzogen hat. Wir haben heute als gläubige Katholiken „Exotenstatus“, wie die Redakteurin der Tagespost, Regina Einig, einmal richtig bemerkte. Das soll uns nicht kleinmütig machen, auch wenn man uns mit Begriffen wie „erzkonservativ“, „fundamentalistisch“ usw. abstempelt. Auch Johannes der Täufer war ein Exot, so wie viele Heilige in ihrer Zeit als Außenseiter galten. Wir sind also in „guter Gesellschaft“. Freilich ist dabei zu beachten, dass wir uns selbst dabei nicht extravagant, komisch und sonderlich verhalten. Es gilt einfach, „normal katholisch“ zu sein, so wie man das früher unter „katholisch“ verstanden hat. Wir werden zwar damit heutzutage vielfach als „extrem“ wahrgenommen, aber nur deshalb, weil sich die Koordinaten verschoben haben und heute das als „extrem“ gilt, was früher als „gesunde Mitte“ gegolten hat. Zum Beispiel der sonntägliche Besuch der Heiligen Messe. Erst recht noch der regelmäßige Besuch einer Werktagsmesse. Das ist heutzutage spätestens dann auf jeden Fall „fanatisch“.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine „fanatische Adventszeit!“

Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP