Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige,

im Advent begegnet uns in der Liturgie immer wieder die Gestalt des heiligen Johannes des Täufers. Sein Programm lautet: “Er muss wachsen, ich aber abnehmen” (Joh 3,30)! Es ist ein Kontrastprogramm zum weit verbreiteten Egoismus, der uns seit der Sünde unserer Stammeltern im Paradies im Griff hat.

Johannes der Täufer ruft auf zu Umkehr und Buße. Er selbst bezeichnet sich nur als eine “Stimme eines Rufenden in der Wüste”, als Wegbereiter des Herrn (Joh 1,23). Er predigt nicht nur Buße, er lebt sie zugleich authentisch vor. Bei ihm stimmen Anspruch und Wirklichkeit über­ein. Es ist dies die Ausnahme von der Regel, so wie die Heiligen ebenfalls die Ausnahme bilden. Sie fallen auf und sie ecken oft auch an. Ihre Bußübungen und ihre Bußgesinnung werden von den Bußunwilligen oft unausgesprochen als Vorwurf verstanden und rufen daher Widerspruch hervor. Bei Johannes dem Täufer ist das ganz deutlich. Er spricht die Wahrheit ohne diplomatische Winkelzüge aus. Das wird ihn sogar den Kopf kosten, da er sich nicht scheut, König Herodes des Ehebruchs anzuklagen.

Dieser Bekennermut ist heutzutage leider vielen Verantwortungsträgern in Kirche und Gesellschaft abhandengekommen. Die Angst vor den Medien und der öffentlichen Meinung ist bei den meisten größer als die Furcht vor Gott. Hätte sich der hl. Johannes der Täufer an ihnen ein Beispiel genommen, so wäre er nicht als Martyrer, sondern vermutlich an Altersschwäche gestorben. Wir können von ihm lernen, im guten Sinne „unverschämt katholisch“ zu sein.

Vor etwa 25 Jahren habe ich in Stuttgart eine junge Frau aus der ehemaligen DDR kennengelernt, die aus einer atheistischen Familie stammend, sich aus eigenem Antrieb mit 12 Jahren evangelisch taufen ließ. Bei ihrem Studium in Stuttgart hat sie in der katholischen Hochschulgemeinde einen einzigen Studenten kennengelernt, der sich nicht für seinen katholischen Glauben entschuldigt und der sich ohne Wenn und Aber zur kirchlichen Lehre in Glaube und Moral bekannt hat. Für sie war diese Begegnung mit diesem „Exoten“ vom Niederrhein der entscheidende Anstoß, sich näher mit der katholischen Kirche zu beschäftigen und schließlich einen Übertritt zu erwägen, den sie dann auch schließlich mit voller Überzeugung vollzogen hat. Wir haben heute als gläubige Katholiken „Exotenstatus“, wie die Redakteurin der Tagespost, Regina Einig, einmal richtig bemerkte. Das soll uns nicht kleinmütig machen, auch wenn man uns mit Begriffen wie „erzkonservativ“, „fundamentalistisch“ usw. abstempelt. Auch Johannes der Täufer war ein Exot, so wie viele Heilige in ihrer Zeit als Außenseiter galten. Wir sind also in „guter Gesellschaft“. Freilich ist dabei zu beachten, dass wir uns selbst dabei nicht extravagant, komisch und sonderlich verhalten. Es gilt einfach, „normal katholisch“ zu sein, so wie man das früher unter „katholisch“ verstanden hat. Wir werden zwar damit heutzutage vielfach als „extrem“ wahrgenommen, aber nur deshalb, weil sich die Koordinaten verschoben haben und heute das als „extrem“ gilt, was früher als „gesunde Mitte“ gegolten hat. Zum Beispiel der sonntägliche Besuch der Heiligen Messe. Erst recht noch der regelmäßige Besuch einer Werktagsmesse. Das ist heutzutage spätestens dann auf jeden Fall „fanatisch“.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine „fanatische Adventszeit!“

Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP

Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

nun ist auch das Jahr im Herrn 2018 schon an sein Ende gelangt. Doch bevor es sich am 31. Dezember ganz von uns verabschiedet, hat ein neues bereits begonnen: das Kirchenjahr mit dem 1. Adventssonntag.

Das Evangelium dieses Sonntags weist große Ähnlichkeiten auf mit dem des letzten Sonntags im vergangenen Kirchenjahr, dem 24. Sonntag nach Pfingsten. Das neue Jahr beginnt so wie das alte aufgehört hat? Will die Kirche uns die vorweihnachtliche Freude nehmen, indem wir schon wieder vom Ende der Welt hören müssen?

Niemand wird den Weltuntergang eines Tages leugnen wollen. Aber wirklich im Ernst daran glauben? Etwas nicht leugnen und etwas glauben ist ein gewaltiger Unterschied. So beruhigen wir uns ganz einfach. Das wird schon seit zweitausend Jahren verkündet. Die Welt hat schon so lange gehalten, da wird es noch weiter so gehen, wenigstens so lange wir da sind. Außerdem können wir uns das gar nicht vorstellen, denn es paßt nicht in unser Konzept: Diese hochkomplizierte Welt soll in nichts zerfallen, einfach auseinanderfallen? Warum denn? Doch wer so kritisch hinterfragt sollte einmal erwägen, ob er Gott noch wirklich ernst nimmt. Der Heiland hat das vorausgesehen. Daher richtet er das Wort an solche Menschen, das fast klingt wie eine Drohung: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Lk. 21,33).

So fragen wir andersherum: Warum sollte diese Welt nicht untergehen? Gott hat sie gemacht. Sie gehört ihm, warum sollte er nicht ein Ende machen? Und das gerade ist es wohl auch, was wir nicht wahrhaben wollen, daß diese Welt nicht uns gehört, diese Welt, die wir aufgebaut und kultiviert haben; daß wir nur Pächter sein sollen.

Was einmal der Welt ihr Ende bereiten wird ist nicht entscheidend und auch der Zeitpunkt nicht. Entscheidend ist, daß Gott es ist. Wir haben Gott genug aus der Hand genommen. Das Ende läßt er sich nicht nehmen. Er allein behält es sich vor.

Wenn wir ein liebendes Herz haben, das wir als Christen haben müssen, dann wird uns klar, daß für diese chaotische Welt ein Untergang, eine letzte Geradestellung aller Dinge kommen muß. Wenn wir ein liebendes Herz haben, dann wird uns das Wort des Herrn aus dem Evangelium des 1. Adventssonntags die Freude nicht nehmen.

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich, Ihr

Pater A. Fuisting


Foto: Heike Hannah Lux

Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

„Wir sagen euch an, den lieben Advent“. So lautet ein bekanntes Lied zu dieser Zeit. Das Wort „lieb“ scheint  nicht so recht zu passen. Erst wenn wir es von der Ankunft des Heilands in dieser Welt her deuten, verstehen wir den Sinn. Die Adventszeit weist ja auf ein Ziel hin, das liebliche Jesuskind in der Krippe zu Bethlehem. Nutzen wir also die drei Wochen der Vorbereitung auf Weihnachten, uns ein reines Herz zu bereiten, damit der Herr in ihm Aufnahme finde.

Ende Oktober ging für Herrn Felix Heider das Spiritualitätsjahr in unserer Ausbildungsstätte Wigratzbad zu Ende. Er ist besonders unserer Düsseldorfer Gemeinde bekannt, hat er doch hier mehrere Jahre als Organist gewirkt. Sein Entschluß ins Priesterseminar einzutreten, hat uns alle mit großer Freude erfüllt. Beten wir eifrig für seine Berufung auch weiterhin.

Ihnen eine segensreiche Adventszeit. Dazu segnet Sie, Ihr

Pater A. Fuisting


– Rundbrief Dezember 2017


Konzert am 1. Advent

Herzliche Einladung:

Sonntag, 27. November 2016

10.00 Uhr Hochamt zum 1. Adventssonntag
direkt anschließend:

einladung-konzertKonzert

Navidad en el Mundo – Weihnachten in der Welt
eine musikalische Reise durch die Advents- und Weihnachtsmusik in der Welt

Von den feierlichen, getragenen Adventsliedern aus Nordeuropa bis zu den fröhlichen Tänzen und Weihnachtsliedern aus Spanien, traditionelle Melodien aus Frankreich und England sowie Villancicos aus Argentinien, die von der Folklore der Anden inspiriert sind.

  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Mitwirkende: Rafael Montero (Gesang) & David Schlünkes (Gitarre)

Einladung als PDF-Datei

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Geistliches Wort zum Advent

von P. Marc Brüllingen


adventskranzMit dem ersten Adventssonntag (27. November 2011) stehen wir an der Schwelle eines neuen Kirchenjahres. Schon der Name „Advent“ (lat. Adventus=Ankunft unseres Herrn) sagt, daß es eine Zeit der Erwartung ist, die nunmehr begonnen hat. Wen wir in diesen Tagen erwarten, das kommt in allen Gebeten und Gesängen unserer hl. Mutter, der Kirche, zum ergreifenden Ausdruck.

Es ist unser Heiland und Erlöser, unser Retter und Seligmacher, den die Patriarchen herbeigesehnt, den die Propheten vorausverkündet haben, die Hoffnung und Sehnsucht seines Volkes.

„Rorate caeli desuper“, so singt die Kirche mit dem Propheten Isaias:

Tauet, Himmel, den Gerechten,/ Wolken, regnet ihn herab!/ Rief das Volk in bangen Nächten,/ Dem Gott die Verheißung gab,/ Einst den Mittler selbst zu sehen/ Und zum Himmel einzugehen,/ Denn verschlossen war das Tor,/ Bis der Heiland trat hervor.

Aus diesem Grund werden auch in dieser Adventszeit die Roratemessen, die mit dem Wort „Rorate“=Tauet beginnen, zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria gesungen. Im Evangelium dieser Messe wird gelesen, wie der hl. Erzengel Gabriel der reinsten Gottesmagd die Botschaft bringt, daß sie vom ewigen Gott zur Mutter seines Sohnes auserwählt sei. Früher wurde bei den Rorateämtern die Verkündigung des Erzengels deutlich vor Augen geführt. Ein Knabe übernahm die Rolle des Engels und sang mit heller Stimme: „Ave Maria, gratia plena – Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade!“ Und alles Volk fiel darauf ein und sang weiter: „Benedicta tu in mulieribus – gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus!“ Die Roratemessen werden demnach zu Ehren der Menschwerdung Christi gehalten und sind dazu bestimmt, die Sehnsucht der Christen nach dem Erlöser auszudrücken. So wie die Patriarchen im Alten Bund darauf hofften, daß der Erlöser im Fleische geboren werde (d.h. der menschlichen Natur nach), so sollen auch wir uns danach sehnen, daß er uns in geistlicher Weise durch seine Gnade geboren werde.

Deshalb liegt tiefer Ernst und hohe Freude über dieser Zeit der Erwartung: Die Herzen der gläubigen Christen sollen sich nach dem richten, der da kommen soll, um sein Volk, d.h. die Menschheit zu erlösen.

Er kommt, so sagt uns der Glaube, wenn die „Fülle der Zeiten“ da ist, die große Zeitenwende, die zwei Welten voneinander scheidet, den Alten und den Neuen Bund. Daher das Evangelium vom Weltgericht, das am ersten Adventssonntag verlesen wird, wie es am letzten Sonntag des alten Kirchenjahres zur Verlesung kam. So schließt sich ein liturgisches Jahr ans andere an, wie zwei Ströme, die zusammenfließen, um gemeinsam einzumünden ins Meer der Ewigkeit.

Advent sollen vor allem wir Christen feiern, Advent nicht nur in diesen Tagen der Erwartung und Vorbereitung auf die Ankunft unseres Herrn, sondern das ganze Jahr hindurch, ja das ganze Leben lang. Denn auch unser Leben ist nichts anderes als ein Durchgang zum ewigen Leben, wie auch diese Erde, wo wir wohnen und wirken, gleichsam nur der Warteraum ist, aus dem wir einst eintreten sollen in die große, unermeßliche Halle der Ewigkeit, in das Reich Gottes, das kein Ende mehr nehmen wird, weil es das Reich dessen ist, der wieder kommen wird als ewiger Herrscher und Richter der Welt.

Wohl uns, wenn wir so Advent halten, daß wir auch einmal ein ewiges Fest feiern dürfen, jenes Fest, das die Engel und Heiligen begehen, im himmlischen Jerusalem, wo unsere Sehnsucht ihre Erfüllung findet, wo unser Adventsgesang überleiten wird in das ewige, nie endende Weihnachtslied der himmlischen Chöre.

„Advent“, d.h. gnadenvolle Ankunft unseres Herrn, will Gott auch in unserer Seele feiern, zumal dann, wenn er als ihr Gast in der hl. Kommunion kommt. Da will er in Wahrheit uns „heimsuchen“, uns bereichern mit seinen himmlischen Schätzen, uns beglücken mit der ganzen überfließenden Fülle seiner Segnun-gen und Tröstungen, damit wir, wie der Psalmist sagt, „kosten, wie süß der Herr ist!“

So sollen auch wir uns jetzt in der Adventszeit auf die Ankunft unseres Herrn vorbereiten, indem wir uns, so lange es uns unsere anderen Aufgaben zulassen, etwas Zeit nehmen, um in Ruhe über die Ankunft Christi, seine armselige Geburt im Stalle zu Bethlehem, nachzudenken. Auch ist es hilfreich, die Ankunft Jesu Christi innerlich in Gedanken zu betrachten, besonders dann, wenn wir den freudenreichen Rosenkranz beten werden.


Foto: Heike Hannah Lux

Die Armut des Herrn

Gedanken zum Advent

von P. Andreas Fuisting


Wer aus dem Heiligen Land zurückkehrt und dort die Heiligen Stätten besucht hat, berichtet häufig davon in welcher äußeren Einfachheit und Anspruchslosigkeit, ja Armut das Leben Jesu sich bewegt haben muß. Das Wort des hl. Paulus: „Christus hat sich selbst entäußert, hat Knechtsgestalt angenommen und ist den Menschen gleich geworden, und er hat sich erniedrigt“, findet hier seinen Widerhall.

Wenn wir zunächst an Nazareth denken, gerät Maria in unseren Blickwinkel. Künstler der Jahrhunderte haben all ihr Können aufgewandt, um die Ankündigung der Menschwerdung Christi durch den Erzengel Gabriel in aller Schönheit und mit allem Glanz darzustellen, damit die Einzigartigkeit und Größe dieses Geschehens ins Bewußtsein gebracht wird; was es bedeutet hat, als der Engel bei ihr eintrat und sagte: „Gegrüßet seist du, du Gnadenvolle, der Herr ist mit dir!“

Die Wirklichkeit dahinter sieht, von außen betrachtet, jedoch anders aus: kein Reichtum und kein Glanz, keine prachtvollen Kleider und vornehmen Räume. Nazareth ein eher unbedeutender Ort: „Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen“ hat es damals geheißen! Maria lebte in einer Art Haus wie alle anderen auch: vier Wände aus Lehm oder Ziegel und einem flachen Lehmdach darauf. Sie trug, wohl selbst hergestellte, bescheidene Leinenkleider wie alle anderen Frauen auch. Um an Wasser zu gelangen, mußte sie durch staubige Gassen gehen zur einzigen Quelle des Ortes. Und sie buk jeden Tag den Brotfladen für den Bedarf eines Tages, wie es damals üblich war. Nach außen änderte sich gar nichts in ihrem Leben, sie lebte den Alltag und legte sich abends auf eine ebenerdige Strohmatte, um vom Tagwerk auszuruhen; sie stellte sich nach wie vor in die letzte Reihe der Synagogenbesucher, die für Frauen bestimmt war. So lebte diese Heilige von Nazareth bescheiden, anspruchslos, ja, an unseren heutigen Verhältnissen gemessen, mehr als arm.

In Bethlehem war das nicht anders. Es ist verständlich und auch richtig, daß die Darstellungen der Geburt des Herrn meistens idyllisch – romantisch ausfallen. Nur sollte uns klar sein: mit der Wirklichkeit hat das wenig zu tun. Manchmal liest man von einer Grotte; sagen wir lieber Stall. Oder Krippe? Es war wohl ein Steintrog. Alles zusammen war es eine sehr bescheidene Zuflucht für Hirten und deren Schafe. Die Niedrigkeit der Umstände seiner Geburt setzen sich im Leben Jesu fort, sonst hätte er nicht gesagt: „Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel des Himmels ihre Nester; der Menschensohn hat nichts, wohin er sein Haupt legen könnte“ (Mt. 8,20).

Überhaupt der ganze Lebensraum des Herrn. Kargheit wohin man blickt: Die trostlose Wüste, in der Christus vierzig Tage und vierzig Nächte hindurch fastete und die er wiederholt durchwandert hat. Den kargen Boden, der mehr Steine zeigt als alles andere. Die große Hitze und das dadurch selten anzutreffende kostbare Wasser; alles mußte zu Fuß geschehen; daß er am Palmsonntag von einem Esel getragen wurde, bildete eine Ausnahme. So hat Jesus sein Wort an sich selbst erfüllt: „Sie sollten weder Beutel noch Tasche noch Schuhe mitnehmen“ (Lk. 10,4). Wie anspruchslos sich der Alltag des Herrn abgespielt haben muß können wir an folgender Geschichte ermessen: als der Steuereinnehmer die Tempelsteuer von ihm verlangte, mußte er Petrus an den See schicken, daß er einen Fisch fange – und beim ersten Fisch, den er gefangen hätte, würde er im Maul eine Vierdrachmenmünze finden; er mußte also seine göttliche Allwissenheit zu Hilfe nehmen, um seiner Verpflichtung nachkommen zu können. Das war das Erdenleben Jesu, uns Menschen gleich geworden – auch und gerade in der Erniedrigung.

Nun könnte jemand sagen: wenn Christus so einfach und anspruchslos gelebt hat, dann hat er sich eben von den Menschen der damaligen Zeit, die ebenso gelebt haben nicht unterschieden. Die Verhältnisse waren nun einmal so! Anders gesagt: Er hätte die Zeit seines Wirkens in einem anderen Jahrhundert ansetzten können. Oder er hätte, wenn es schon damals hätte sein sollen, seine Heimat im Bereich der griechisch – römischen Kultur wählen können; in einer gehobenen Familie, in vielleicht anspruchsvoller Umgebung; in einem Land mit günstiger klimatischer Umgebung. Nein! Christus hat das harte, einfache, anspruchsvolle geradezu arme Leben in Palästina mit den schwierigen politischen und sozialen Verhältnissen ganz bewußt und freiwillig gewählt.

Sollten nicht auch wir etwas in uns lebendig machen von einer Gesinnung bewußter und freiwilliger Einfachheit und Bescheidenheit des Lebens?

Nun möge niemand denken es solle damit die Freude an einem schönen Weihnachten unterdrückt werden. Die Freude an schönen Dingen, die Freude an Geschenken, die man vielleicht bekommt, oder die Freude, andere beschenken zu können. Denn so sehr sich alle, bis auf wenige Ausnahmen, darüber im klaren sind, die übertriebenen Erscheinungen dieser Wochen abzulehnen, so hat das, was die politische Linke gerne vorschnell mit „Luxus“ verwechselt auch seine Berechtigung. Denn wie viele verdienen ihren Lebensunterhalt dadurch, daß es Menschen gibt die Geld ausgeben können. Darum geht es also nicht! Es geht darum, daß wir uns innerlich die Freiheit bewahren gegenüber Besitz und Eigentum. Daß wir das Herz nicht daran verlieren. Daß wir nicht meinen darin bestünde das Glück des Lebens. Und daß wir es leicht nehmen, wenn das Leben uns manches versagt.

Schaffen wir uns also freiwillig einen Bezirk, in dem wir bewußt auf dieses oder jenes verzichten. Denken wir dabei, um diesen Verzicht noch wertvoller zu machen, an die stetig zunehmende Zahl der Abertausenden von Armen. Die sich bereits in den Anfängen herausbildende Weltwirtschaftskrise schädigt am stärksten die, die sowieso nichts haben. Wohl dem, der ein weites Herz hat!

Nun gehen wir hinein in den heiligen Advent. Möchten uns die Adventskerzen von Woche zu Woche heller und leuchtender zu erkennen geben: Seht, welche Liebe uns der Heiland in seiner Erniedrigung erwiesen hat!

„Oh Weisheit“

von P. Daniel Eichhorn


In den letzten sieben Tagen vor dem Weihnachtsfest, ab dem 17.12. gewinnt die Sehnsucht der Kirche nach dem Kommen ihres Herrn eine neue Qualität. Dieser „Durst“ der gläubigen Christen wird in den sogenannten „O-Antiphonen“ deutlich, die so heißen, da Sie alle mit diesem Laut des Ausrufs beginnen. Es handelt sich dabei um Magnificat-Antiphonen, das heißt um Leitverse des abendlichen Vespergottesdienstes, die den Hochgesang Mariens auf die Macht und Herrlichkeit Gottes rahmen. Besinnen wir uns auf die erste dieser liturgischen Perlen:

„Oh Weisheit, die aus dem Munde des Höchsten hervorgeht und die reicht von einem Ende zum anderen, stark und sanft alles ordnend: komm, uns den Weg der Klugheit zu lehren.“ Die angesprochene Weisheit Gottes ist Gott selber, ist, wie der Text klar offenbart, der ewige Sohn des Vaters. Ihr Wirkungsfeld ist keineswegs nur der „Himmel“, d.h. die für uns Irdische unsichtbare Dimension Gottes und der Engel, sondern die ganze Schöpfung! Denn diese ist ja sein Werk und daher auch sein Herrschaftsbereich. Die himmlische Weisheit soll auf Erden, im Kosmos wirken! – ‚Die Aufgabe des Weisen ist es, zu ordnen‘, so haben es Philosophen und Theologen erklärt.

Dies ist genau der Ausgangspunkt des Autors unserer Antiphon: Christus, der Weisheit des Vaters, kommt es zu, alle irdischen Dinge „vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang“ zu ordnen: Weisheit, „die reicht von einem Ende zum anderen, stark und sanft alles ordnend“. Christus soll in diese Welt kommen, um alles nach seinem heiligen und gerechten Willen wieder in die ursprüngliche, heilige, göttliche Ordnung zu bringen. Die Unordnung des teuflischen „Durcheinanderwerfers“ (Diabolos) soll durch die neue, göttliche Ordnung überwunden werden. Diese Umgestaltung der Welt auf Gott hin ist zugleich „stark“, d.h. unfehlbar, gewaltig und doch auch „sanft“: Gottes Kommen zu Elia geschah nicht im Sturm, sondern im sanften Säuseln! (1 Kön 19,12) – Damit diese Wiederherstellung des Anfangs gelingt, sollen wir mitwirken. Dies aber können wir nicht aus uns, dafür brauchen wir wiederum den göttlichen Beistand. Daher bittet die Kirche die Weisheit Gottes, „uns den Weg der Klugheit zu lehren.“

Die göttliche Weisheit bewirkt in uns die Klugheit! Tatsächlich sind beide Tugenden eng miteinander verwandt. Die Klugheit ist die wichtigste der so bedeutenden vier Kardinaltugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit Mäßigkeit) ist. Möge Gott uns seine Weisheit und Klugheit schenken, die unser Leben immer mehr in die göttliche Ordnung hineinführt!


Foto: Heike Hannah Lux

Zum Advent

von P. Marc Brüllingen


Mit dem 1. Adventssonntag am 2. Dezember schreiten wir in ein neues Kirchenjahr hinein. Der Priester trägt das violette Gewand, das selbst schon eine Mahnung zur Buße ist. Der Advent ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, der Geburt unseres Herrn Jesus Christus.

Wort Advent kommt von „advenire“ (lat. – ankommen), d. h. die Ankunft Jesu Christi. Mit Entschiedenheit ruft uns die Kirche mit den Worten des heiligen Paulus an: „Brüder! Wisset, schon ist die Stunde da, dass wir vom Schlaf erwachen. Denn jetzt ist unser Heil näher als damals, da wir zum Glauben kamen. Die Nacht ist vorgerückt; der Tag hat sich genaht. So laßt uns die Werke der Finsternis ablegen, anziehen die Waffen des Lichtes!“ (Röm 13,11f)

„Nacht“ – dieses Wort verwendet die Heilige Schrift wiederholt für die Daseinslage des Menschen in der Sünde. Zu diesem Bilde gehört auch die Befangenheit vom Schlafe. Der Sünder befindet sich in einem Zustand der Befangenheit durch einen Schlaf. Sein geistiges Sehen ist getrübt. Eben darin zeigt sich die erste Folge der Erbsünde und der persönlichen Sünde; die Sehkraft des menschlichen Geistes ist gemindert, und im Zusammenhang damit ist die gesunde Kraft des freien Willens erkrankt, oft wie gelähmt. Trotz der Taufgnade, trotz der Eingießung der göttlichen Tugenden in die Seele des Getauften, wirken sich die Wunden der erbsündigen Natur noch im Leben des Menschen aus. Noch leidet der Getaufte an der Schlafbenommenheit des sündigen Menschen, noch macht er allzu oft der Schwäche seiner Natur Zugeständnisse, tut „Werke der Finsternis“ und mißachtet in falscher Sorglosigkeit die „Waffenrüstung des Lichtes.“

In dieser Lage trifft der Mahnruf der Kirche am ersten Adventssonntag das Gewissen jedes einzelnen. Wahrhaftig, die Stunde ist da, vom Schlafe zu erwachen, sich von der Befangenheit des Dahindämmerns zu befreien, sich an das „Eine Notwendige“ erinnern zu lassen, das einmal allein zählt und Bestand hat. Dieses „Eine Notwendige“ ist Gott, die ewige Glückseligkeit im Himmel. Der Glaube ist keine romantische Gefühlsangelegenheit, sondern Gegenstand sachlicher Nüchternheit, geistiger Klarheit.

So wollen auch wir uns die „Waffenrüstung des Lichtes“ anlegen, damit wir in Freude und Ehrfurcht die Ankunft des Heilandes erwarten dürfen.