Karneval

„So lange die Päpste in der Stadt Rom etwas zu sagen hatten, also bis 1870, hat es den Karneval gegeben.“ (aus Concerto Romano, von Reinhard Raffalt, 1972)

In manchen Ländern feiert man während der Tage vor dem Aschermittwoch den sog. „Karneval“ (Fastnacht). Der Name kommt von den lateinischen Worten: „carrus navalis“ (Narrenschiff); die Herleitung vom italienischen „carne vale“ (Fleisch, lebe wohl!) ist einfache Volksetymologie.

Die berühmtesten Karnevalsfeiern, die wir heutzutage noch kennen, sind: der Karneval von Venedig, von Rio de Janeiro und der Kölner Karneval. Viele andere aber mit der Zeit verschwunden, z.B. der Karneval von Neapel, von Mailand, von Florenz und von Rom.

Die Geschichte des römischen Karnevals, der sog. „Carnevale di Roma“ oder „Carnevale romano“ hat wahrscheinlich seinen Ursprung in dem alten römischen Fest „‘Saturnalia“, ein sehr altes Fest des römischen Kalenders am 17. Dezember: „Feriae Saturno“ und Jahresfest der Gründung des Saturnus Tempels. Es war auch das beliebteste Fest der Römer und das größte Bauernfest der römischen Frühzeit: Reinigungs- und Wiedererstarkungsfest der Natur. Die Feier begann mit einem Opfer am Saturntempel und einem Mahl für das ganze Volk auf Staatskosten. Anschließend wurde in üppigen Gelagen weitergefeiert. Der Karneval in Rom ist, in diesem Sinne, eine alte Festlichkeit, seit dem Mittelalter.

Die alte Volkstradition war eine große Sensation, die fast acht Stunden dauerte, und war verbreitet in der Zeit von acht Tagen bis zum Karnevalsdienstag, in Frankreich der sogenannte „Mardi gras“, dem Vorabend des Aschermittwochs. Während des Karnevals waren die Straßen und Plätze voller Leute, weil diese Tage mit Spektakeln, Musik, Paraden und Essen für das Volk gratis gespendet wurden. Das erste Theater war die Piazza Navona, wo Ritterspiele stattfanden.

Seit dem 10. Jahrhundert fand man in Rom das erste Mal solche Spuren über „Karnevalsvergnügungen“, die sog. „ludi carnevalarii“ (Karnevalistische Spiele), die damals auf dem künstlichen Hügel Roms, „Testaccio“ auf Anordnung der päpstlichen Stadtverwaltung, zum Andenken an die alten römischen „Ludi“ (Spiele), gefeiert wurden. In einem Codex der Kirche von Cambrai (Anfang 13. Jh.) findet man, daß in Rom „in Dominica dimissionis carnium“ (am Sonntag des Abschieds vom Fleischlichen) in Anwesenheit des Papstes ein Spiel aufgeführt wurde, bei dem man Tiere (Bären, Ochsen und einen Hahn) als Sinnbilder „fleischlicher Lust“ tötete. Fast zur selben Zeit begann auf dem Hügel „Testaccio“ der Gebrauch der „ruzzica de li porci“ (die Schweinen – Scherze). Die römische Lokalhistorikerin Ada Chiarini schreibt hierzu: „Die mittelalterlichen Vergnügungen des römischen Karnevals waren von Gewalt gekennzeichnet: So trieb man von Stieren gezogene Karren mit Wildschweinen auf den Testacciohügel und stürzte sie in den Abgrund. Um die verletzten und toten Tiere stritt sich dann das Volk.“

Aber seit der Renaissance im 15. Jahrhundert erlebte der Karneval seine Blütezeit. Unter dem Pontifikat des Venezianers Pietro Barbo, der als Papst Paul II. vom 30. August 1464 bis zum 26. Juli 1471 regierte, zeigte sich die Festigung der päpstlichen Herrschaft auch sehr geprägt im strengen und festen Zeremoniell. Von der Entwicklung in Avignon geprägt, wurde vor allem der Vatikan immer mehr zum Zentrum  der päpstlichen äußeren rituellen Feierlichkeiten dargestellt. Die Fronleichnamsprozessionen sowie die Feier des Karnevals wurden eine der wichtigsten Feierlichkeiten dieser Zeit.

Papst Paul II. entschied selbst im Jahr 1466 den Karneval in der Via Lata (heute Via del Corso) feiern zu lassen. Und darüber hinaus ordnete er an, Kostüme und Masken zu tragen, die von ihm selbst organisiert und bezahlt wurden. Ada Chiarini beschreibt diese Situation folgendermaßen: „Im päpstlichen Rom waren diese Tage gewöhnlich die Gelegenheit, sich so richtig auszuleben, denn nur während dieser Tage war diese Freiheit im Verhalten erlaubt. Der ansonsten streng eingehaltene Unterschied der gesellschaftlichen Klassen im päpstlichen Rom wurde deutlich gelockert, und das nutzte das Volk zu recht ausgelassenen Vergnügungen aus.“

Reinhard Raffalt ergänzt hierzu: „Es war den Menschen zu deutlich vordemonstriert worden, wie vergänglich das Irdische ist – also begann man, es in vollen Zügen zu genießen, und es gerade deshalb so schön zu finden, weil es so flüchtig war. Eine Welle schrankenloser Diesseitsfreude machte die Menschen Roms damals zu einer Gesellschaft karnevalistischer Narren.“ (Concerto Romano, S. 195)

In der Länge von der „Via del Corso“ fanden sich zwei Volksgebräuche, die schon seit dem ersten römischen Karneval dabei waren, nämlich „la Corsa dei Moccoletti“ (der Wettlauf der Kerzenträger, „moccolo“ bedeutet auf italienisch „Kerze“) und „la Corsa dei Barberi“ (der Wettlauf der Pferderenner). Beim ersten trafen sich die Karnevalisten auf Straßen und Plätzen mit Kerzen, die sie in den Händen hielten oder auf ihren Hüten trugen. Jeder versuchte die Kerzen des anderen auszublasen (siehe: Charles Dickens, „Festa di Moccoletti“, in seinem Essay „Visioni d’ Italia).  Beim zweiten noch beliebteren, fand ein wildes Pferderennen statt, das von der Piazza del Popolo bis zur Piazza Venezia ging. Die Pferde, sog. „Berber“, waren sehr  beliebt wegen ihrer physischen Fähigkeiten und Kräfte. Mit der Zeit wurde diese zweite Tradition abgeschafft und der Gebrauch des Karnevals blieb nur wegen der Maskenparaden und anderer allegorischer Spektakeln in den berühmtesten Kreisen von Rom erhalten.

Selbstverständlich brachte die karnevalistische Praxis auch Exzesse hervor. Der Dominikanermönch und Prediger Hieronymus Savonarola (1452-1498), empört von den Exzessen des Karnevals von Florenz, schrieb fast zur gleichen Zeit die „Canzone d’un Fiorentino al Carnevale“ (Gesang eines Florentiners an den Karneval), ein klarer Protest gegen die Exzesse des Feierns. Einige Zeit später mußte der Karneval von Florenz nach Rom verlegt werden. Aus diesem Grund wurde der Karneval in Rom eine der wichtigsten Feierlichkeiten der päpstlichen Renaissance in ganzen Italien bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.

Selbst Johann Wolfgang von Goethe schreibt in seinen „italienischen Reisen“ kritisch über das „römische Karnevalstreiben“, das er direkt von seinem Fenster aus in der „Via del Corso“, (Hausnummer 18), erlebt hat.

Seit 1874, die Zeit, wo der Papst im Exil im Vatikan lebte, verlor der Karneval langsam seine Bedeutung und Tätigkeit.

Heutzutage beginnt der Karneval in Rom mit einer Parade durch die „Via del Corso“ und endet mit verschiedenen Veranstaltungen in den berühmtesten Straßen Roms. Vielleicht findet man hier ein kleines Relikt dieser Zeit bei uns, das weit entfernt von der Ewigen Stadt zurückgeblieben ist…

„Cor orbis terrarum est Colonia,
Cor mundi ad Rhenum palpitat” (Gallinae)

(Dat Hätz vun d’r Welt, ja dat is Kölle,
dat Hätz vun d’r Welt, dat schlät am Ring!
Das Herz der Welt, ja das ist Köln,
das Herz der Welt, das schlägt am Rhein;
De Höhner – Musikgruppe aus Köln)

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Vorwort des Februar-Rundbriefs

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

Der Monat Februar nimmt seinen Auftakt mit dem herrlichen Fest „Maria Lichtmeß“ oder Fest der Darstellung des Herrn. Zu früheren Zeiten war es eines der beliebtesten Volksfeiertage. Es bildet den Abschied von Weihnachten und richtet den Blick schon hin auf Ostern. An diesem Tag brachte Maria das nach dem mosaischen Gesetz vorgeschriebene Reinigungsopfer dar, weshalb man diesen Tag auch als Marienfeiertag ansehen kann. Der tiefere Sinn dieses Festes ist aber ein anderer. Heute wird Christus, der Lichtkönig, im Tempel zu Jerusalem auf den Armen der Gottesmutter dem Vater dargestellt. Maria zeigt in dieser Hingabe, daß sie Anteil nimmt am Werk der Erlösung.

Wenn Sie an dem Fest Kerzen segnen lassen wollen, bringen Sie diese mit zur Hl. Messe in Köln und Düsseldorf.

Zum Weihnachtsfest wurde unserer Niederlassung in Köln ein wirklich schönes Geschenk bereitet. Der Erzbischof hat die Erlaubnis erteilt, unser Haus kanonisch zu errichten. Der Generalobere hat diese Errichtung inzwischen vorgenommen. Was dieser Schritt bedeutet, erfahren Sie in der Märzausgabe des Rundbriefes.

Ihnen allen eine gute Zeit, Ihr

Pater A. Fuisting


– Rundbrief Februar 2017