Die Weihnachtsfeier in früherer Zeit

von P. Miguel Stegmaier und P. Marc Brüllingen

So wie man aus dem Gehalte eine Quelle, die aus tiefem Schoße der Erde hervorsprudelt, erkennen kann, was unten verborgen liegt, so offenbart sich auch in dem öffentlichen Leben eines Volkes, insbesondere in den Volksfesten, die nur die Blüten des Volkslebens sind, was im Gemüte des Volkes, in seinem ganzen Innern sich bewegt. Es spiegelt sich daher in solchen Volksfesten der ganze Charakter, die ganze Seele des Volkes ab.

Wenn die Volksfeste überhaupt die Blüten des Volkslebens sind, so muß man das Fest der hl. Weihnachten als die würzigste und duftigste dieser Blüten in deutschen Volkstum bezeichnen. Der Name kommt von dem altdeutschen „wy“, „heilig“, her; „heilige Nacht“ heißt er also. Merkwürdigerweise feierten schon die alten Deutschen um die nämliche Jahreszeit ihr Hauptfest, das Fest der Sonnenwende. Man dachte sich, daß die Sonne, die zu Ende Dezember am tiefsten steht, sich alsdann wieder verjünge, daß die gleichsam neugeboren werde. Die Perser, Ägypter und noch viele andere Völker des Altertums feierten ein ähnliches Fest. Unverkennbar liegt ein Walten der göttlichen Vorsehung darin, daß schon die heidnischen Völker um die nämliche Zeit ein Fest der Wiedergeburt feierten. Es war dadurch der Kirche erleichtert, an Stelle des heidnischen Festes sogleich das christliche zu setzten.

Schon drei Wochen vor Weihnachten, in den ersten Tagen des Advents, nahm das Fest gewissermaßen seinen Anfang mit den sog. Klöpfers-Tagen. Es zogen alsdann die Kinder in Begleitung der Greise des Orts, mit Stöcken und Schlegeln in der Hand, von Haus zu Haus, klopften damit an allen Haustüren an, sangen Weihnachtslieder, und wurden von den Hausleuten mit Gaben, bestehend in Brot, Früchten und dergleichen, reichlich beschenkt. Der letzte Besuch galt dem Pfarrer, der sie, umgeben von seinem Kaplan und Küster, empfing und jedes Kind mit einem Weihnachtsbildchen und einem Lebkuchen beschenkte. Die gesammelten Gaben wurden natürlich den ärmsten Kindern für ihre Eltern nachher überlassen. Die Grundbedeutung dieses Aufzuges war die Erinnerung an das Anklopfen und das Nachsuchen der Eltern Christi um eine Herberge zu Bethlehem.

Ein Zug der Mildtätigkeit und Sorge für die Armut durchwehte überhaupt und diese Zeit die ganze christliche Welt. Holz- und Jagdfrevel durften jetzt nicht bestraft werden. Der arme Mann durfte, wo er wollte, Holz fällen, damit er den Christbraten, den ihm Gott beschere, zubereiten könne.

Am Nachmittage vor dem heiligen Abende versammelten sich abermals die Kinder in einem öffentlichen Lokale. An einer Rolle, mitten im Zimmer oben angebracht, wurden Christwecken mittelst einer Schnur auf – und abgezogen, und von den Kindern wurde jauchzend und springend danach gehascht. Selbstredend spielten die Zieher der Schnur vor allen den ärmeren Kindern das Gebäck in die Hände.

Am heiligen Abende selbst wurde mit dem Glockenschlage sechs von allen Türmen „der Friede“ geläutet und von allen Toren der Städte herab in die Posaune gestoßen. Es war hiermit jedem, der in der Acht erklärt war oder sonst polizeilich verfolgt wurde, gestattet, frei und unbehelligt zu erscheinen und sich des Festes mitzuerfreuen. Er durfte bis zum Morgen des vierten Tages in der Gemeinde verweilen. Über den Mißbrauch dieser Freiheit sind höchst selten Klagen geführt worden. Ein schwacher Rest dieser alten schönen Sitten ist noch in unserer gegenwärtigen Gesetzgebung vorhanden, indem es nämlich verboten ist, an Sonn – und Festtagen jemand vorladen zu lassen.

Sobald nun, wie oben berichtet, um sechs Uhr abends das Friedensgeläute erklang, hatte alle Arbeit und jede Geschäftigkeit ein Ende. Es versammelten sich um den Hausvater vor dem durch eine Kerze beleuchteten Muttergottesbilde die Kinder und das ganze Hausgesinde. Es wurde gebetet und alte Weihnachtslieder gesungen, und hierauf ein einfaches Abendmahl genommen, in den ganz frommen Familien wurde strenge gefastet, sogar von den Kindern. Der Hausvater und die Hausmutter verharrten hierauf wieder mit einem Teile des Gesindes im Gebete bis kurz vor Mitternacht. Alsdann ward aus einer alten großen mit Samt belegten, künstlich bearbeiteten Dose die sog. Jericho-Rose hervorgeholt und in ein frisch mit Wasser gefülltes kristallenes Glas gesetzt. Diese Jericho-Rosen wachsen in Palästina, insbesondere am Jordanflusse, wild und wurden von den Kreuzfahrern als Andenken an die kriegerische Wallfahrt und das heilige Land mit nach Europa gebracht. Die kleinen Zweige der natürlich trockenen Krone breiten sich durch das frische Wasser und die Zimmerwärme etwas aus und schimmern, zu nicht geringem Erstaunen der frohen Kinder, etwas ins rötliche.

Nun begibt sich der Hausvater mit den schon erwachsenen Kindern und einem Teile des Hausgesindes in die Weihnachtsmesse. In derselben wird unmittelbar vor dem Anstimmen des Gloria durch den Priester durch zwölfmaliges lautes Anschlagen auf eine kleine silberne Glocke die Feststunde angedeutet, und es erschallt sodann durch die festlich erleuchteten Hallen der Kirche das „Ehre sei Gott in der Höhe!“

Nach Hause zurückgekehrt, erwartet die Hausgenossen ein kräftiges Frühstück, bestehend aus dem sog. Christbrote und aus Fleisch, das gemeinschaftlich verzehrt wird.

Um vier Uhr macht sich die Hausfrau mit den kleinen Kindern und den übrigen Hausgenossen auf den Weg zum zweiten feierlichen Hochamte, der sog. Hirtenmesse. In dieser zweiten Messe singt bloß das Volk; es singt nach alter Weise in den rührendsten Melodien die althergebrachten Weihnachtslieder.

Abermals erschallen die Glocken in den hellsten Tönen von allen Türmen der Stadt um neun Uhr. Es zieht der Hausvater seinen allerprächtigsten Staat an (denn es gab besondere Anzüge für die höchsten Feiertage), um mit aller Feierlichkeit dem letzten Hochamte beizuwohnen. Währenddes ist die daheimgebliebene Hausmutter äußerst rührig; mit feineren Getränken, mit Backwerk und Fleischspeisen werden die Tische so beladen, daß sie fast zusammenbrechen.

Gegen elf Uhr eilen nun in ihren Festkleidern nicht nur die auswärts verheirateten Söhne und Töchter, sondern auch die Mitglieder der ganzen Verwandtschaft bis zu den entferntesten herbei. Es finden sich auch die alten bewährten Hausfreunde ein, die treuen Bekannten und alle, die mit dem Hause in irgend einer Beziehung stehen, die Pächter, Arbeitsleute und dergleichen. Sie bringen dem Haupte der Familie ehrfurchtsvoll ihre Glückwünsche zu dem hohen Feste mit den Worten dar: „Wir wünschen ein glückseliges Fest!“ und nehmen von dem Hausherrn einen gleichen Glückwunsch entgegen. Die Vernachlässigung dieser so schönen Sitte wird als der sündhafteste Frevel und als die Erklärung einer immerwährenden Feindschaft angesehen. Auf solche Weise ward dieser Tag für manchen ein wahres Friedensfest, an welchem der Groll des bald dahinscheidenden Jahres vergessen und begraben wurde.

Nachmittags ward wieder die Kirche besucht und der übrige Teil des Abends still in der Familie zugebracht; denn der Besuch von Wirtshäusern an diesem Abende wurde als unchristlich betrachtet.

Erst am zweiten Tage war das gestattet. An demselben wurden vorzugsweise Turniere und Wettrennen gehalten. Was nur irgend reiten konnte, saß zu Pferde und machte seinen „Stephans-Ritt“.

Am dritten Tage endlich, am Johannestage, wurde der Wein des letzten Sommers getrunken; er hatte sich bis dahin so geklärt, daß er die Herzen der Anpflanzer erfreuen konnte.

(aus: „Münstersches Sonntagsblatt“ 1883; nach: Blütenkränze auf die Festtage Gottes und seiner Heiligen, herausgegeben von Reinhold Albers; ersten Teiles erster Band: Die gebotenen Festtage des Herrn; Paderborn, 1890; Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei)


Foto: Heike Hannah lux

Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

mit dem Advent beginnt jedes neue Kirchenjahr als Vorlauf zur „ersten Ankunft unseres Herrn Jesus Christus im Fleische“, wie man früher zu sagen pflegte. Der Advent ist eine Besinnungszeit. Von daher auch eine Zeit der Einkehr, der Buße und des Verzichts. Dafür steht eine prägende Gestalt, die zu den größten Heiligen zählt und von Gott erwählt wurde „Stimme des Rufers in der Wüste“ zu sein: Johannes der Täufer! Rufen wir ihn an und bitten wir ihn uns Führer zu sein durch die Zeit des Advents.

 Johann Michael Sailer (1751 – 1832), Bischof von Regensburg (seit 1829), stellt uns allen folgende Frage:

„Der Advent ist da. Nun sollten wir uns wieder an die Ankunft des Messias, an die Liebe des Vaters, der seinen Sohn zu uns und für uns herabsandte, erinnern lassen. Werde ich nach dem Advent auch heuer wieder so ungebessert, so träge zum Guten, so ohne christliche Gesinnung sein wie im vorigen Jahre? Werde ich auch heuer in der Christnacht, in dieser unvergleichlichen Mitternachtsstunde, wieder zu mir sagen müssen: Sieh, vier Wochen hattest du Zeit und Gelegenheit, dich auf diese Stunde vorzubereiten, und dein Herz ist noch so hart wie die Krippe, in die das Kind Jesus gelegen ward; noch so kalt, noch so frostig wie die Jahreszeit; so gleichgültig wie etwa ein vernunftloses Tier, das in dem nämlichen Stalle lag, wo Jesus geboren ward! Werde ich das wieder zu mir sagen müssen?“

In der Hoffnung auf eine für Sie alle fruchtbringende Adventszeit, grüßt Sie herzlich, Ihr

Pater Andreas Fuisting

Vorwort zum November-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

der Monat November trägt im kirchlichen Kontext auch den Namen „Allerseelenmonat“. Er beginnt jedoch mit dem Fest Allerheiligen. Hier dürfen wir einen tiefen Zusammenhang erkennen, denn sowohl das Fest „Allerheiligen“ wie auch der Gedenktag für die Armen Seelen im Fegfeuer erinnert uns daran, daß alles zu einer und derselben Kirche gehört: der leidenden, streitenden und triumphierenden Kirche. Wir erinnern uns an den Katechismusunterricht unserer Kinderzeit: die „streitende Kirche“ ist die Gemeinschaft der Christgläubigen auf der Erde. Unter der „leidenden Kirche“ verstehen wir die „Armen Seelen“ im Fegfeuer, also die Seelen, die im Jenseits noch eine Läuterung durchzumachen haben, weil sie noch nicht die Vollkommenheit erreicht haben, die nötig ist, für die Anschauung Gottes. Die „triumphierende Kirche“ schließlich ist die Gemeinschaft der Vollendeten, die sich bereits der Anschauung Gottes erfreuen. Dabei ist zu bedenken, daß so mancher Christ bereits hier auf der Erde sein Fegfeuer durchstehen muß. Und die „streitende Kirche“ ist immer auch eine leidende Kirche, wie wir nicht nur in unserer Zeit feststellen müssen – heute allerdings eher von innen, als von außen – doch auch dort, denn die Christen bilden die  weltweit am meisten verfolgte religiöse Gemeinschaft. Wir erhoffen uns von der triumphierenden Kirche, daß sie für uns eintritt und auch streitet. Denn das haben wir alle bitter nötig!

Am Allerseelentag denken wir alle in besonderer Weise an den Tod, der übrigens häufig vor unser inneres Auge treten sollte. Wie heißt es doch so realistisch, und doch schön, in Psalm 89, Vers 12: „(Herr), unsere Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz bekommen!“

Wir sollten aber auch sehen, daß der Gedenktag für die Armen Seelen kein Tag der Hoffnungslosigkeit ist! Denn für uns gläubige Christen gilt doch: „Mors portae vitae“ (Det Tod ist das Tor zum Leben). Durch die dunkle Pforte schreiten wir als Jünger Jesu in eine andere Welt, in der Gott „jede Träne abwischen wird von unseren Augen“, und „der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Jammer, noch Mühsal…“ Christus spricht: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb. 21,4 f.)

Pater A. Fuisting


Bild: Ikone Allerheiligen | Foto: Heike Hannah Lux

Konfraternität 2019

Aufnahme in die Konfraternität 20.10.2019:

Vorwort zum Oktober-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

nun stehen wir bereits im Herbst dieses Jahres im Herrn 2019, einer Jahreszeit, die auch Sinnbild ist für das baldige Lebensende des Menschen hier auf der Erde. Zu Beginn des Monats Oktober feiert die Kirche jene von Gott geschaffenen Reinen Geister, die dem Menschen während seiner gesamten Lebenszeit zum Schutz an die Seite gestellt werden: die Heiligen Schutzengel!

Wie schön schreibt Pius Parsch: „Die Kirche lebt im Reiche der Übernatur und darum ist sie mit den Geistern der Übernatur, den Engeln, wohl vertraut. Wir brauchen bloß das Ordinarium der Messe zu verfolgen und wir werden immer wieder den Engeln begegnen, sei es, daß wir sie als gegenwärtig wissen, sei es, daß wir ihre Lieder singen (Gloria, Sanctus), sei es, daß wir sie in ihrem Gottes- und Menschendienst bewundern. Heute aber will uns die Kirche eine besonders liebliche Offenbarung der göttlichen Fürsorge für uns Menschen feiern lassen, jene nämlich, daß Gott für jeden von uns einen eigenen Schutzgeistbestellt hat, der uns durch das Leben begleitet von der Wiege bis zum Grabe, das Schutzengelfest; es ist wohl noch nicht alt; und doch ist es sehr populär. Eigentlich ist es die Erweiterung des ältesten Engelfestes, des Erzengels Michael. Diesen haben wir als Schutzengel der Gesamtkirche gefeiert“ (2019 am 29. September).

(aus: Das Jahr des Heils, 10. Auflage 1932, Band 3, Seite 632)


Foto: Heike Hannah Lux

Vorwort zum August-/September-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

diese Ausgabe unseres Regionalbriefes erscheint, wie in jedem Jahr, zusammen mit dem „Informationsblatt“ als Doppelnummer für August und September zusammen. Daher finden Sie im hinteren Teil des Rundbriefes auch die Gottesdienstordnung für beide Monate. Zu Beginn setzen wir den Beitrag Joseph Ratzingers fort. Es schließen sich die Ausführungen des Prälaten Pfeil an, über den Glauben des katholischen Christen ans Jenseits.

Ihnen von Herzen eine gute Zeit und sollten Sie in Urlaub gehen gute Erholung!

Mit Segensgruß, Ihr

Pater A. Fuisting


Foto: Heike Hannah Lux

Zum 5. Sonntag nach Pfingsten

(14.07.2019) / von Pater Marc Brüllingen

Erneut ist im heutigen Evangelium (Mt 5,20-24) die Rede von der Nächstenliebe. Es sind ernste, strenge Worte, die der Heiland an die Adresse der Pharisäer und Schriftgelehrten richtet. In der äußerlichen Erfüllung des Gesetzes, der peinlichen beobachtung all der bestimmungen der jüdischen Moral- und Ritualvorschriften sahen sie die „Gerechtigkeit“, die wahre Heiligkeit und höchste Vollkommenheit.

Dabei war ihr Herz voller Arglist, Bosheit und Falschheit, voller Grimm und Rachsucht gegen alle, die sie als ihre Feinde ansahen, besonders gegen den verhaßten Galiläer. Ihm, der sie bis auf den Grund ihrer heimtückischen Seele erkannte und durchschaute und sich auch nicht scheute, sie vor allem Volke anzuprangern, wie sie’s verdienten, hatten sie unversöhnliche Feindschaft geschworen!

So verstehen wir denn die Warnung Jesu an das Volk: „Wenn euere Gerechtigkeit nicht vollkommener ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen!“ Man muß eben die Mentalität, die ganze geistige Verfassung der damaligen Juden, insbesondere der Pharisäer und Schriftgelehrten richtig kennen, um den Sinn dieser Worte voll und ganz zu erfassen.

Wer den Haß gegen den Feind zum obersten Gesetze macht, der sieht alles als erlaubt an, jedes Mittel, den Feind zu verderben, die Rache zu kühlen: List, Heuchelei, Verstellung, Lüge und Verleumdung. Wie meisterhaft haben eben dieselben Pharisäer und Schriftgelehrten diese „Kunst“ verstanden, als es galt, ihren größten Feind, Jesum von Nazareth, zu Fall zu bringen!

So werden auch die Worte umso verständlicher, die Christus zur Erläuterung und zur Illustrierung des Gesagten beifügt: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden: Du sollst nicht töten! Wenn einer tötet, ist er dem Gericht verfallen. Ich aber sage euch: Wer über seinen Bruder zürnt, ist dem Gerichte verfallen!“

Wie weit strenger ist doch seine Forderung wahrer Nächstenliebe! Nicht bloß die Tat, nein, auch schon der Gedanke und der Wille, dem Nächsten zu schaden, ist eine Sünde. Und er geht noch weiter: Selbst jedes Schimpfwort, jede Beleidigung und Kränkung des Mitmenschen verdient Strafe Gottes! Sind doch alle Menschen unsere Brüder, weil Gott unser aller Vater ist, der im Himmel wohnt!

Und so ergibt sich daraus von selbst die Mahnung aus dem Munde Jesu: „Wenn du also deine Gabe zum Altare bringst und dich daselbst erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so lasse deine Gabe dort vor dem Altare und gehe hin, versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!“

Wichtiger noch und wohlgefälliger als die Opfergabe, das will der Heiland besagen, ist in den Augen Gottes, des Allwissenden und Allgerechten, die Erfüllung seines Gebotes: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst! Er, vor dessen allgegenwärtigem Auge nichts verborgen ist, der Herz und Nieren durchforscht und hineinschaut bis in die geheimsten Falten der Seele, sieht vor allem auf die Gesinnung des Herzens und spricht danach sein Urteil über den Menschen.

Und dies sein Urteil bleibt unabänderlich, unwiderruflich. Denn vor Gott dem Herrn gilt kein Ansehen der Person. Was immer der Mensch Böses denkt und sagt von seinem Nebenmenschen, was er gegen ihn tut und unternimmt, findet seinen strengen, unerbittlichen Richter, wenn nicht hienieden schon, so doch in der Ewigkeit!

Wie der göttliche Heiland dies sein Gebot verstanden haben will, hat er unzweideutig erklärt: „Ihr wisst, daß den Alten gesagt wurde. Hasset eure Feinde! Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde! Tut Gutes denen, die euch hassen, betet für jene, die euch verfolgen und verleumden, damit ihr Kinder dessen seid, der seine Sonne aufgehen läßt über Gute und Böse und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte!“

Wer Haß und Feindschaft im Herzen trägt wider seinen Nächsten, belügt sich selbst, wenn er zum Vater betet, der im Himmel ist: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!“ Derjenige, der diese Bitte uns gelehrt, hat uns durch sein Beispiel gezeigt, wie sie auch in die Tat umzusetzen ist, dadurch, daß wir dem Nächsten von Herzen verzeihen. Denn nur dann dürfen wir auch Vergebung erhoffen für unsere eigenen Sünden.

An Großmut läßt sich Gott wahrlich von niemandem übertreffen. Und nur wer großmütig verzeiht, ist seiner auch würdig. Darin unterscheidet sich das Christentum vom Heidentum, dem alten und neuen, sowie den anderen Religionen, auch der jüdischen, daß es die Religion der Liebe und Versöhnung ist: „Daran sollen sie euch erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe!“

(nach: August Schmidlin, Empor die Herzen – Lesungen für die Sonn – und Festtage des Kirchenjahres; 1941, Verlagsbuchhandlung zum Münster, A.G., Straßburg)

Vorwort zum Juli-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

die heilige Kirche Gottes befindet sich in einem Zustand, den noch vor Jahrzehnten wohl kaum jemand hat vorhersagen können, so daß die Frage des Herrn, ob der Menschensohn noch Glauben finden werde, wenn er  wiederkommt, schon im hier und jetzt eine Antwort zu finden scheint, nämlich: wohl kaum. Der junge Priester Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt, hat sich indes bereits 1958 mit der Frage beschäftigt und kam zu dem Ergebnis, „im Herzen der Kirche“ wachse ein neues Heidentum. Aus dieser visionären Schrift, bringen wir nun den ersten Abschnitt und empfehlen Ihnen den Beitrag zur weiteren Lektüre. Unter dem Titel: „Die neuen Heiden und die Kirche“ erschien dieser Vortrag in der Zeitschrift „Hochland“ in der Oktoberausgabe 1958.

Es grüßt Sie herzlich, Ihr

Pater A. Fuisting


Nach der Religionstatistik ist das alte Europa noch immer ein fast vollständig christlicher Erdteil. Aber es gibt wohl kaum einen zweiten Fall, in dem jedermann so genau wie hier weiß, daß die Statistik täuscht: Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht. Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, daß sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird: nicht wie einst, Kirche aus den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden. Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, und gerade das ist das Kennzeichnende sowohl der Kirche unserer Tage wie auch des neuen Heidentums, daß es sich um ein Heidentum in der Kirche handelt und um eine Kirche, in deren Herzen das Heidentum lebt. Der Mensch von heute kann also als Normalfall den Unglauben seines Nachbarn voraussetzen.


 

Pfingsten 2019

Pfingstsonntag

Pfingstmontag

Vorwort zum Juni-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

am 28. April feierte unsere Gemeinde in Düsseldorf Erstkommunion. Vier Kommunion­kinder empfingen zum ersten Mal den Leib des Herrn. Mit großer Freude hatten die Mädchen sich vorbereitet, mit großer Freude (und ein wenig aufgeregt) zogen sie unter brausenden Orgelklängen feierlich mit Ministranten und Priester in die Kirche ein. „Laßt die Kleinen zu mir kommen“ und „Nehmet hin und esset“. Das sind die Worte des Herrn, die an diesem Tag besonders den Erstkommunionkindern ins Herz geschrieben werden. Zum ersten Mal das Brot, das hinüberreicht ins ewige Leben. Was für ein wunderschöner Tag! Wie lebendig ist doch der Glaube. Wie der Organismus beständig durchpulst wird vom Strom des Blutes, so muß auch der Glaube sein. In der Taufe wurde uns allen der Glaube als göttliches Leben grundgelegt. Und das heißt: Christus in uns und wir in Christus, durchpulst vom Strom der heiligmachenden Gnade, beschienen von seiner Liebe. So besitzen wir doch den größten Reichtum, da wir im Stand der Gnade, geborgen in seiner Liebe, Kinder Gottes sein dürfen. Deshalb haben an diesem Tag die Kinder die zerfallende und sterbende Welt (im Augenblick des Kommunionempfangs) überwunden und sind, geistigerweise, von der sichtbaren Welt hinüber gegangen in das ewige Reich Gottes. Wir wünschen ihnen von Herzen, daß sie diese Gnade behalten wollen bis zum großen Ziel: Leben in der Gegenwart Gottes!

Pater A. Fuisting

Vorwort zum Mai-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

der Mai gilt uns als „Marienmonat“. Seit frühester Zeit hat die Kirche versucht, heidnische Feste in christliche Feierlichkeiten umzuwandeln. So hat sie seit dem Mittelalter den Mai zum Marienmonat erklärt, weil der schönste Monat des Jahres auch der „schönsten aller Frauen“ nämlich Maria, geweiht sein sollte.

Aus dem farbenfrohen Aufblühen der Natur in dieser Zeit ergibt sich die Mariensymbolik des Monats Mai. Maria als Gottesmutter wird ja auch als erste und schönste Blüte der Erlösung, als „Frühling des Heils“, verehrt.

Kenn­zeichnend für diesen Monat sind die traditionellen Maiandachten. Erstmals wurde eine solche im Jahr 1784 in der oberitalienischen Stadt Ferrara beim dort ansässigen Kamillianer – Orden nachgewiesen. Von Italien ausgehend, verbreitete sich diese Form der Marienverehrung im 19. Jahrhundert und setzte sich schließlich weltweit durch. 1841 fand erstmals im deutschsprachigen Raum eine Maiandacht im Kloster der „Guten Hirtinnen“ bei Münschen statt. Bald schon wurde es Brauch, daß der Marienmonat am ersten Mai allerorts mit feierlichen Maiandachten eröffnet wurde.
Die Maiandacht ist eine Art Wortgottesdienst zu Ehren der Gottesmutter. Hinzu kommen in vielen Kirchen die Maialtäre, auf dem eine mit Blumen und Kerzen geschmückte Marienstatue steht. In einigen katholischen Gegenden ist auch die Tradition einer häuslichen Maiandacht bekannt. Hierzu wird ebenfalls ein kleiner Maialtar aufgebaut. Vor diesem versammelt sich die Familie dann zum gemeinsamen Rosenkranzgebet.

In Bayern wird am ersten Mai nicht „Joseph der Arbeiter“ liturgisch gefeiert, sonder „Maria, Patronin Bavariae“. Bei der Einweihung der Mariensäule inmitten des Marktplatzes in München betet im Jahr 1638 Kurfürst Maximilian folgendes schöne Gebet: „Gott dem Allerhöchsten, der Jungfrau und Gottesgebärerin, der mildreichsten Frau und mächtigsten Beschützerin Bayerns, setztet dieses immerwährende Denkmal für die Nachkommen wegen der Erhaltung des Bayernlandes der Städte, Heere, seiner selbst, seines Hauses und seiner Hoffnungen dankbar und bittend ihr mindester Pflegesohn Maximilian. Erhalte, o heilige Jungfrau, deinen Bayern ihre Habe, ihr Fürstenhaus, ihre Verfassung, ihre Religion.“

Herzlich laden wir zur Maiandacht ein in Köln und Düsseldorf jeweils nach dem Hochamt am 1. Mai.

Mit Segensgruß,

Ihr Pater Fuisting

Passions- und Ostertage 2019

Palmsonntag:

Gründonnerstag:

Karfreitag:

Osternacht:

Ostersonntag:

Ostermontag:

Vorwort zum April-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

etwas mehr als die Hälfte der Fastenzeit ist bereits vorüber und wir alle müssen uns fragen, ob wir den Weg  der Umkehr und Erneuerung, den wir ja in diesen vierzig Tagen gehen sollen, bereits zum Erfolg geführt haben. Oder stecken wir noch in Kinderschuhen, was die Bußfertigkeit angeht, indem wir uns an Nebenschauplätzen aufhalten? Sollte das so sein sei uns eine Ermahnung mit auf den Weg gegeben, die Papst Benedikt XVI. beim Kreuzweg im Kolosseum 2005 ausgesprochen hat: „Es reicht nicht, mit Worten und Gefühlen über die Leiden dieser Welt zu klagen, während unser Leben doch weitergeht, wie es immer war“.

Zweifellos muß auch die Kirche immer und immer wieder in ihren Gliedern einen Weg der inneren Umkehr und Erneuerung gehen. Was da von der „Frühjahrsvollversammlung“ der Deutschen Bischofskonferenz zu hören ist, klingt weniger nach Umkehr und Erneuerung. Auf dem Blog des Mathias von Gersdorff beispielsweise steht zu lesen, daß „sich . . . der deutsche Wille zu einem Sonderweg vollumfänglich“ durchzusetzen scheint. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz wird hier wie folgt zitiert: „Die Kirche in Deutschland erlebt eine Zäsur. Der Glaube kann nur wachsen und tiefer werden, wenn wir frei werden von Blockierungen des Denkens, der freien und offenen Debatte und der Fähigkeit, neue Positionen zu beziehen und neue Wege zu gehen.“ Da fragt man sich was das heißen soll?

Wohltuend in diesem Zusammenhang sind da die Worte unseres Herrn Kardinals in einem Gespräch mit dem Mediennetzwerk CNA/EWTN. Der Erzbischof wendet sich darin gegen Versuche, eine neue Kirche zu erfinden  und warnt davor, eine Abkehr von Lehre und Tradition der Kirche zu propagieren. Weiter führte er aus: „Es ist nicht damit getan, den Zölibat abzuschaffen. Es ist nicht damit getan, jetzt zu fordern, daß Frauen zu den Ämtern zugelassen werden. Und es ist auch nicht damit getan, zu sagen, wir müssen eine neue Sexualmoral haben . . . Wir müssen jetzt nicht selber anfangen, den Heiligen Geist spielen zu wollen.“ Der Glaube der Kirche bleibe der Maßstab, wie er auch von Johannes Paul II. in seinem Katechismus vorgelegt worden sei. Ausrichten müsse sich die Kirche an den Maßstäben des Evangeliums und am Willen Jesu Christi. Hingegen gebe es Stimmen, die es an der Zeit halten, „alles das, was bisher war, über Bord zu werfen. . . . Ich halte das für ein sehr gefährliches Wort.“ Die katholische Kirche stehe in einer großen Tradition und gerade auch für das Über-zeitliche. Die Kirche sei keine Manövriermasse, die uns in die Hände gegeben sei. Durchaus ermutigend diese Worte.

So wünsche ich Ihnen, auch im Namen meiner Mitbrüder, eine gnadenreiche Passions- und Osterzeit. Wie immer im Gebet verbunden grüßt Sie herzlich in Christo, Ihr

Pater Andreas Fuisting

Vorwort zum März-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

wie bereits in der letzten Ausgabe des „Kölner Rundbriefes“ angekündigt, hier ein kleiner Bericht anläßlich unseres 10jährigen Apostolats in Remscheid, Kirche St. Josef, Menninghauser Straße.

Als Herr U. Mutz damals, vor über zehn Jahren, mich in der Sakristei des Altenberger Domes aufsuchte, um zu fragen, ob Priester unserer Gemeinschaft von Köln aus bereit wären auch in Remscheid regelmäßig an Sonn- und Feiertagen die Hl. Messe zu zelebrieren, konnten wir noch nicht erahnen, welch fruchtbares Apostolat daraus erwachsen würde. Aber wie es immer ist beim Lieben Gott: Tu das Richtige und Er gibt seinen Segen dazu.

Kardinal Meisner zeigte sich ob des Anliegens sehr offen und bestimmte die Kirche St. Josef als würdigen und auch verkehrstechnisch sehr gut angebundenen Ort (zahlreiche Parkplätze vorhanden!).

Die Gläubigen, die Herr Mutz angesprochen hatte, waren zu einem ganz überwiegenden Teil gar nicht (mehr) mit der überlieferten Liturgie vertraut. Von Anfang an aber bemühten sie sich, dem zunächst ungewohnten Ablauf der Heiligen Messe zu folgen, sangen eifrig mit (Choral, wie auch Kirchenlieder) und tun dies bis heute. Rasch wurde eine Herrenschola gegründet, die unter Leitung der aus Wuppertal anreisenden Kirchenmusikerin (C-Examen) Frau Minja Pohl, auch häufig Propriums­gesänge mit in die Liturgie einbringt. Die Orgel schlägt in genialer Weise seit nun schon einigen Jahren der in Wuppertal Musiktheorie lehrende Franz Pembaur.

Zweimal im Jahr trifft sich die Personalgemeinde St. Josef im an die Kirche angrenzenden Pfarrsaal zum Frühstück nach dem Hochamt und gegenseitigen Austausch. Auch auf Wallfahrt waren wir gemeinsam schon, die nächste ist geplant und soll uns zur Gottesmutter nach Neviges führen.

Die lieben und stets freundlichen Gläubigen der Gemeinde St. Josef, Remscheid, freuen sich über jeden neu hinzukommenden Besucher und Mitfeiernden unserer Hl. Messe, jeden Sonn- und Feiertag um 8.00 Uhr (einzige Ausnahmen: 1. Januar und 1. Mai!).

Das Festhochamt fand statt am 20. Januar, dieses Jahr dem 2. Sonntag nach Erscheinung, mit der berühmten Perikope der Hochzeit zu Kana. Im folgenden eine stark gekürzte Version der Predigt:

„Frau, was willst du von mir? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Mit diesem Ausspruch zeigt Jesus Maria auf: Ich bin nun nicht mehr das Kind von Nazareth. Ich bin der Messias! Mit der Übernahme des messianischen Amtes, löst er das von zwischenmenschlicher Beziehung geprägte Band zu seiner Mutter auf. Denn als Messias hat er keine Mutter mehr, der er in kindlicher Ergebenheit Sohn sein könnte. Ab jetzt darf nur mehr ein Wille für ihn maßgebend sein – der Wille des himmlischen Vaters, der allein seine „Stunde“, den Zeitpunkt seiner Selbstoffenbarung durch ein Wunder, zu bestimmen hat.

Aber: Was Jesus seiner Mutter seit der Stunde zu Kana in Galiläa versagen muß, das kann der Messias der Frau um ihres Glaubens willen gewähren. D. h.: die Kraft des vertrauensvollen Glaubens Mariens, in der Stunde des menschlich so schmerzlichen Verzichtes auf das Mutterrecht, zieht die vom Vater bestimmte „Stunde“ früher herbei und läßt ihre stille Bitte eine überreiche Erfüllung finden.

Es grüßt Sie, Ihr

Pater A. Fuisting