Vorwort zum Dezember-Rundbrief

Liebe Gläubige,

alle geistlichen Lehrer betonen die Bedeutung von Stille und Zurückgezogenheit, um ein entsprechend innerliches Gebetsleben zu führen. Angesichts der ständigen „Berieselung“, der wir heutzutage durch die Medien, durch den lauten Verkehr, in der Arbeitswelt und im hektischen Alltag ausgesetzt sind, stellt sich berechtigterweise die Frage, ob unter diesen äußeren Voraussetzungen geistliches Leben außerhalb von kontemplativen Gemeinschaften noch möglich ist. Auf jeden Fall ist es deutlich schwieriger geworden, das steht außer Frage. Dennoch sind widrige Umstände kein absolutes Hindernis und damit auch keine berechtigte Ausrede, wenn es darum geht, ein Leben der Freundschaft mit Gott zu führen. Das setzt allerdings besonders in unseren Zeiten ein hohes Maß an Selbstdisziplin und ein gesundes Abwehrverhalten voraus. Man muss und darf nicht alles mitmachen. Man muss nicht ständig „Online“ sein und sich stundenlang im Internet bewegen, unabhängig von den großen Gefahren, die dort unsere Seele bedrohen. Warum E-Mails sofort per Smartphone beantworten? Reicht es nicht einmal am Tag zu Hause am PC? Wir werden von so vielen überflüssigen Informationen medial zugemüllt, dass wir ohne drastische Einschränkungen kaum noch den Kopf frei haben für echte Besinnung und ein solides Gebetsleben.

Als gläubige Christen müssen wir „anders“ sein und „anders“ leben. Blindes Mitlaufen und Mitmachen bedeutet geistlichen Tod. Wer schon in dieser Mühle steckt, sollte so schnell wie möglich aussteigen und „alternativ“ leben. Wir müssen wieder lernen, die Stille auszuhalten. Nur so werden wir feinfühlig und hellhörig für die Stimme Gottes in unserer Seele. Deshalb brauchen wir äußere und innere Rückzugsorte. Diese sind neben dem stillen Kämmerlein zu Hause vor allem unsere Kirchen, auch wenn leider viele tagsüber aus Sorge vor Randalismus in den Städten geschlossen sind. Aber man wird immer noch offene Kirchen finden und kann dort vor dem Tabernakel auch außerhalb von öffentlichen hl. Messen in stillem Gebet zur Ruhe kommen. Der Herr lädt uns täglich zur Audienz durch innere Einkehr ein. Er wartet geduldig, aber mit Sehnsucht auf uns. Die Nähe zum Herrn führt dann auch automatisch zu einer tieferen Nähe unseren Mitmenschen gegenüber. Gottes- und Nächstenliebe bedingen sich gegenseitig. Einem innerlichen Menschen fällt es leichter, Anderen geduldig zuzuhören, auf ihre Nöte und Bedürfnisse einzugehen. Die Adventszeit lädt uns noch mehr als anderen Zeiten ein zu innerer Einkehr, zu Korrekturen, die notwendig sind. „Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden“ (Lk, 3,5) ruft uns der hl. Johannes der Täufer zu. Seien wir bereit zu notwendigen Korrekturen und haben wir den Mut , „nach innen“ zu gehen, um so in der Freundschaft mit Gott zu wachsen.

Eine frohe und gnadenreiche Adventszeit wünscht Ihnen von Herzen

Ihr Pater Gerstle


Worte der hl. Mutter Teresa von Kalkutta

“Innerlich still werden verlangt viele Opfer, aber wenn wir wirklich beten wollen, müssen wir bereit sein, diese Mühe auf uns zu nehmen. Es ist nur der erste Schritt hin zum Gebet, doch wenn wir den ersten Schritt nicht mit Entschiedenheit tun, gelangen wir nie zum Ziel: einem Leben in der Gegenwart Gottes.”

“Beim mündlichen Gebet sprechen wir zu Gott, beim inneren Gebet spricht und kommt Gott zu uns.”

“Die Vollkommenheit eines Gebets hängt nicht von der Zahl der Worte ab, sondern von dem brennenden Wunsch, Jesus zu begegnen.”

 „Das Schweigen des Geistes und des Herzens können wir von Maria lernen. Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen (Lk 2,19).”

„Erst als wir 1973 mit der täglichen hl. Stunde begonnen haben, begann unsere Gemeinschaft zu wachsen und zu blühen“

 “Das Schweigen unserer Augen hilft uns, Gott zu sehen. Unsere Augen sind wie Fenster, durch die entweder Christus oder die Welt in unser Herz gelangt. Oft erfordert es Mut und Entschiedenheit, nicht alles anzuschauen.”