Vorwort des Oktober-Rundbriefs

Liebe Gläubige Freunde und Wohltäter,

am 7. Oktober begeht die Kirche das Rosenkranzfest. Es stellt an einen jeden von uns die Frage: hast du noch einen Rosenkranz und drängt es dich, ihn zu beten? Hat er noch in deinem Gebetsleben einen festen Platz? Mit ihm hat die Kirche große Siege errungen, schwere und gefahrvolle Zeiten überstanden. Als Maria in La Salette und in Lourdes erschien, trug sie den Rosenkranz. Zu den Kindern in Fatima sagte die Gottesmutter: „Sagt es der Welt, betet den Rosenkranz.“

Zu allen Zeiten gab es Menschen, die den Rosenkranz nicht gerne beteten. Das ständige Wiederholen der immer gleichen Worte, schreckt sie ab. Doch diese Mißachtung hat er nicht verdient. Denn der Rosenkranz ist ein Kompendium unseres Glaubens. Alle wichtigen Glaubenslehren werden von ihm umschlossen. So wird er zu einer unausschöpfbaren Quelle des Trostes, sonst wäre er nicht das Lieblingsgebet so vieler Heiliger, Frommen und auch nicht so frommen Seelen geworden. Er ist ein Gebet des Glaubens.

So lade ich sie ein, eifrig das Rosenkranzgebet zu pflegen. Es wird Ihnen auf dem Weg zur ewigen Glückseligkeit bei Gott eine besondere Hilfe sein.

Ihr Pater A. Fuisting


– Rundbrief Oktober 2017


Die Überreichung des Rosenkranzes an den hl. Dominikus

von P. Miguel Stegmaier


„Du bist als Frau so groß und giltst so viel
daß, wer nach Gnade dürstend dich nicht anruft,
umsonst zu fliegen suchte, ohne Flügel.“
(Dante, Die göttliche Komödie, XXXIII, 13 – 15)

Im Anfang des 13. Jahrhunderts waren die religiöse und politische Verhältnisse in nördlichem Italien, Spanien und südlichen Frankreich überaus dekadent. Eine neue Sekte von Häretikern blühte in Languedoc (eine große Provinz im Süden Frankreichs), bekannte als Albigenser oder Katharer. Der fromme und kluge Papst Innozenz III. schickte Bischöfe, Prälaten und Priester nach Südfrankreich, um die zerstreute Herde der Gläubigen zu sammeln und zu suchen, was verloren war. Unter diesen Missionaren war der hl. Dominikus aus Spanien. Er war ein Förderer und Verbreiter des Rosenkranzgebetes, deswegen ist ihm der allergrößten Wahrscheinlichkeit nach die Einführung des Rosenkranzgebetes zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau Maria zuzuschreiben.

Er war ein Mensch des intensiven Gebetes; täglich während der Nacht kniete er vor dem Bilde Mariens und flehte mit Bitten, mit Tränen, mit strengen Bußen ihre Mutterliebe um Erbarmen gegen das verirrte Volk an. Nach einer Legende und Tradition der Kirche im Jahr 1208 erschien ihm die Muttergottes, während des Gebets in der Kirche „Notre Dame de Prouille“ und tröstete ihn liebreich und sprach: „Dein Werk wird gelingen, halte nur die Leute mehr zum Beten an und erkläre ihnen die Glaubenslehre in recht einfacher, leicht verständlicher Sprache“; sie lehrte ihm angeblich den Psalter oder den großen Rosenkranz in 15 Gesetzlein mit 15 Betrachtungen über das Leben, Leiden und die Verherrlichung Jesu und seiner Mutter, ihm zu sagen, diese Waffe zu verwenden, um die Albigenser zu besiegen. Dank dieses Gebetes finden nach wie vor viele Sünder zum katholischen Glauben und rezitieren es, um Fürsprache zu erbitten und Gnade zu empfangen. Selbst die betrogenen Irrgläubigen (sog. Albigenser oder Katharer) verließen zum größten Teile das Irrtum und kehrten in den Schoß der katholischen Kirche zurück.

Ihre weltliche Macht wurde im Jahre 1213 in der blutigen Schlacht bei Muret (Garonne) durch den tapferen Grafen Simon IV von Montfort vernichtet. Unmittelbar nach dieser Schlacht errichteten die Bewohner von Muret in ihrer dem hl. Jakobus geweihten Kirche eine Kapelle und zierten dieselbe mit einem Muttergottesbild. Darauf erblickte man zur Linken der Muttergottes den Bischof Fulco von Toulouse und Simon von Montfort, während zu ihrer Rechten der hl. Dominikus kniet, der in seiner rechten Hand ein von Pfeilen durchbohrtes Kruzifix hält und mit der Linken den von Maria dargereichten Rosenkranz empfängt.

Dies ist der Ursprung des hl. Rosenkranzes, den wir heute noch unverändert besitzen und beten. Er stammt vom Himmel, er ist ein Geschenk unserer Mutter Maria; er ist beglaubigt durch seine übernatürliche Kraft, Wunden zu heilen, Trost zu verbreiten, mit Freude zu beglücken. Darum in jeder Mariens Erscheinung empfiehlt sie ihren Kindern dieses teure Gebet zum Lobpreis, zur Danksagung und für die Bitte um die Stützung und die Gnade Jesu. Endlich, im Rosenkranzgebet erweist der Betende Gott und der Gottesmutter seine Ehre.

Der Rosenkranz

von P. Miguel Stegmaier


„Salutate Mariam! Quae multum laboravit in vobis“ – Grüßet Maria, die sich für euch so sehr abgemüht hat (Röm 16, 6).

Im 4. Jahrhundert kam der hl. Bischof und Kirchenlehrer Gregor von Nazianz, mit dem Beinahmen „Der Theologe“, auf die Idee, Maria gegenüber seine Verehrung und Liebe darzubringen, indem er statt eines Kranzes aus Rosen einen Kranz aus Gebeten und Liedern ersann, die aus den tiefen Empfindungen seines andächtigen Herzens hervorkamen.

Der Inhalt dieser Gebete und Lieder pries und verherrlichte die Tugenden Mariens, ihre Demut, ihr Gottvertrauen, ihren Gehorsam, ihre Jungfräulichkeit, ihren Leidensmut, ihre Macht und Güte, ihre Muttersorge und Treue.

Der hl. Gregor lud an den Muttergottesfesten die Gemeinde zum Mitbeten ein, und die Erfindung dieses Gebetskranzes (lateinisch: corona praecum) fand großen und freudigen Beifall beim katholischen Volk.

Was ist nun ein Rosenkranz?

1) Der Rosenkranz ist eigentlich ein Kranz mündlichen Gebetes.

Was bedeutet „beten“? „Beten“ heißt, „sein Herz zu Gott erheben“ (sursum corda), und „ihn um Gnade zu bitten“ (preces). Beten heißt, fromm mit Gott oder mit seinen Heiligen zu sprechen (pia conversatio). Wir beten also, wenn wir ganz bei Gott sind, wenn wir seine Größe bewundern, wenn wir unsere Armseligkeit, unsere Hilflosigkeit ihm eingestehen und ihn um seine Hilfe bitten: „Deus in auxilium meum respice“ ( Ps. 39, 1) – Herr, sei bedacht, mir zu helfen. Wenn wir in bestimmten Worten unseren Gefühlen Ausdruck geben, dann haben wir das mündliche Gebet, wenn wir nur an ihn denken, wenn wir ganz aufmerksam sind auf seine Worte, wenn wir mit unserm Herzen bei Gott sind, daß wir bestrebt sind, alle Gedanken, die Gott mißfallen, aus unserm Herzen zu entfernen. Die hl. Theresia vom Kinde Jesu sagt ähnlicherweise über das Gebet: „Für mich ist das Gebet ein Schwung des Herzens, ein einfacher Blick zum Himmel, ein Ausruf der Liebe und Dankbarkeit mitten aus der Prüfung, mitten aus dem Glück. Kurz, es ist etwas Erhabenes und Übernatürliches, das die Seele ausweitet und sie mit Gott vereint.“

Allerdings, den meisten Menschen ist es nicht gegeben, ihre Gefühle mit ihren eigenen Worten frei und leicht auszudrücken, sie brauchen deshalb „mündliche Gebete“, die sie entweder auswendig gelernt haben oder aus einem Buch ablesen. Aber die Qualität des Gebetes hängt nicht vom Aufsagen langer Gebetsformeln und nicht vom langen Lesen in einem Gebetbuch ab, sondern von der guten Gesinnung, die die Menschen Gott gegenüber bezeugen. Für Gott ist nicht die Quantität des Gebetes, sondern mehr ihre Qualität wichtig. Der Heiland sagt: „Auch sollt ihr beim Gebete nicht viele Worte machen, wie die Heiden, die meinen, sie würden wegen ihrer vielen Worte erhört“ (Mt. 6, 7).

Die Qualität ist also im wesentlichen eine Frage des Inhalts. Im Rosenkranz haben wir nicht irgendein Gebet vor uns, das Menschen gemacht haben, sondern ein Gebet des Herrn, das „Vater unser“, das wir von Jesus selbst gelernt haben und das „Ave Maria“, den englischen Gruß, vom Erzengel Gabriel zuerst gesprochen, der von Gott gesandt war.

Das „Vater unser“ enthält so herrliche Bitten, daß wir es ruhig öfter hersagen können. Und das „Ave Maria“ ist eine ehrfurchtsvolle Begrüßung der Muttergottes, die nicht nur ein großer Heiliger, sondern ein Bote Gottes gesprochen hat. Diese beiden Gebete erheben also mit Leichtigkeit unser Herz zu Gott, wir können Gott Vater und die allerseligste Jungfrau niemals mit schöneren Worten preisen, als wenn wir diese beiden Gebete sprechen. Wenn wir also das „Vater unser“ und das „Ave Maria“ sprechen, gehen wir gewissermaßen an der Hand der Muttergottes zum himmlischen Vater und vereinigen unser schwaches Gebet mit dem Gebet der größten Heiligen, um Gott würdig zu preisen. In der Tat vereinigen wir uns mit großen Heiligen, die ständig den Rosenkranz beteten; z.B. ließ der hl. Pius V, ungeachtet seiner vielen Geschäfte, keinen Tag vorübergehen, ohne den Rosenkranz zu beten. Der hl. Karl Borromäus betete ihn gleichfalls täglich. In seiner Domkirche zu Mailand errichtete er die Rosenkranzbruderschaft, bei deren Versammlungen er häufig selbst den Rosenkranz vorbetete. Der hl. Johannes Berchmans, Jesuit, wollte mit dem Rosenkranz in der Hand sterben. Der hl. Franz Xaver heilte die Kranken durch Berührung mit dem Rosenkranz. Der hl. Franz von Sales und der hl. Alfons von Liguori hatten sich durch ein Gelübde verpflichtet, alle Tage den Rosenkranz zu beten.

2) Der Rosenkranz ist ein Mariengebet und ein vertrauensvolles Gebet.

Wir sehen im Rosenkranz, wie Maria bei allen Geheimnissen der Erlösung beteiligt ist, wir ergreifen im „Ave Maria“ ihre Hand und betrachten gemeinsam mit ihr die Geheimnisse des Lebens und Todes Jesu Christi, damit sie uns den Heiland vorstelle und an unserer Stelle für uns bitte.

Nun, das Psalterium Mariae (Psalter Mariä) oder Rosarium (Rosenkranz) besteht darin, daß man nach vorausgeschicktem apostolischem Glaubensbekenntnis, fünfzehn Mal das Gebet des Herrn mit dem Verherrlichungspruche: „Ehre sei dem Vater“, und einhundertfünfzig Mal den englischen Gruß betet, wobei die fünfzehn Geheimnisse des Erlösers und seiner heiligsten Mutter zur Betrachtung beigefügt werden. Der ganze Rosenkranz zerfällt wieder in drei Teile, in fünf „Vater unser“ und fünfzig englische Grüße, die „decades“ – Gesetze genannt werden. Die beigefügten Geheimnisse scheinen diese Abteilung hervorgebracht zu haben. Der erste Teil enthält die fünf vorzüglichsten Geheimnisse der Menschwerdung (Mysteria gaudiosa); der zweite die des Leidens (Mysteria dolorosa); der dritte die der Verherrlichung (Mysteria gloriosa); Papst Johannes Paul II fügte dem Rosenkranz mit dem Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariae vom 16. Oktober 2002 die lichtreichen Geheimnisse hinzu. Diese nennen Glaubensgeheimnisse zwischen Kindheit und Leiden Jesu und ergänzen die drei klassischen Formen (freudenreicher, schmerzhafter und glorreicher Rosenkranz).

Die Abfassung und Einteilung des Rosenkranzes in bestimmte Gesetze oder Absätze mit abwechselndem „Vater unser“ und zehn „Ave Maria“, sowie der beigemischten Betrachtung der Geheimnisse des Lebens, Leidens und der Verherrlichung unseres Erlösers, mit einem Wort, der Rosenkranz, wie wir ihn gewöhnlich beten, rührt wohl vom hl. Dominikus, Stifter des Prediger-Ordens oder Dominikaner, her, der im dreizehnten Jahrhundert lebte. Etwas dem Rosenkranz ähnliches hatte man jedoch schon früher. Bereits im vierten Jahrhundert hat der hl. Bischof Gregor von Nazianz einen Kranz aus Gebeten und Liedern zur Ehre der Gottesmutter komponiert. Im elften Jahrhundert bestimmte der hl. Abt Johannes Walbert: diejenigen unter seinen Mönchen, welche nicht Priester waren und kein Latein verstanden, also die lateinischen Psalmen im Chor nicht mitsingen konnten, sollten statt dessen eine gewisse Anzahl „Vater unser“ und „Ave Maria“ beten. Zum Abzählen bedienten sie sich gewisser Körner, welche sie an ihrem Gürtel angehängt trugen. Sogar in den ersten Jahrhunderten gebrauchten die Einsiedler schon kleine Steinchen oder sonstige Zeichen, um damit ihre Gebete abzuzählen.

Die Benennung „Rosenkranz“ soll durch eine wunderbare Begebenheit entstanden sein. Die hl. Rosalia, eine nahe Verwandte Kaiser Karls des Großen, hatte in ihrer Einöde eine Schnur mit vielen kleinen Körnern, die sie in ihrer Hand trug und woran sie wohl auch betete, und an deren Spitze ein kleines Kreuz hing. Der Name Rosalia, kann vielleicht eine Veranlassung zu der Benennung „Rosenkranz“ gewesen sein. Jedenfalls kommt er auch durch den Vergleich Mariens mit einer Rose. Schon die heilige Schrift sagt von ihr nach der Auslegung der Kirche: „Wie eine Rosenstaude wuchs ich“, und wir nennen sie in der „Laurentanischen Litanei“ die „rosa mystica“ (geheimnisvolle Rose). Maria heißt deshalb die „geheimnisvolle Rose“, weil sie gleich dieser Blume durch ihre Lieblichkeit, durch den herrlichen Blumenduft der schönsten Tugenden sich ausgezeichnet und weil sie, wie die Rose, die vornehmste unter den Blumen, die schönste, die höchste, die Königin aller Menschen und Engel ist. Wie der allweise Schöpfer der Rose die Dornen gegeben hat zum Schutz, so war auch Marias jungfräuliche Reinheit durch den doppelten Dornenzaun der Makellosigkeit und sittsamer Zurückgezogenheit gegen die Gefahren der Welt gesichert.

Der Rosenkranz stellt uns vor, was Gott alles für uns getan hat, um uns an sich zu ziehen. Er stellt uns das ganze Erlösungswerk Christi vor und leitet uns an, die Güte Gottes in diesen Geheimnissen zu betrachten. Darum tun wir recht daran, den Rosenkranz zu beginnen mit dem Glaubensbekenntnis. Wir beten dann zuerst um die drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe, um das richtige Verhältnis zu Gott zu finden, und dann ist jedes Geheimnis eine so nachdrückliche Predigt von der Liebe Gottes zu uns, daß es uns nicht schwer fallen kann, diesem gütigen Gott unsere Anliegen mit unbeschränktem Vertrauen vorzutragen.

Der Rosenkranz ist endlich eine wahre Schule des Gebetes und eine Schule der Marienverehrung. Was für den Priester sein Brevier, das ist für den Gläubigen der Rosenkranz. Alle guten Eigenschaften des Gebetes können wir hier lernen, alle unsere Stimmungen in ihn hineinlegen. Die großen Feste des Kirchenjahres kehren in seinen Geheimnissen wieder, die Gnade Gottes können wir durch ihn erflehen, unsere Sorgen und Nöte tragen wir im Rosenkranz zu Maria und schöpfen aus seinen Geheimnissen Trost und Kraft. Wenn man um unsere im Tode erkalteten Hände den Rosenkranz schlingt, wie es der Wunsch des hl. Johannes Berchmans war, so soll das nicht ein inhaltsloser Brauch sein. Nein! Sondern das Bekenntnis, daß wir im Tod durch den Rosenkranz Hilfe von Maria erwarten. So können wir mit jedem „Ave Maria“ im Stillen das Gebet verbinden: „O Gott, du hast Großes an uns getan. Siehe, wir vertrauen auf dich, daß du uns die Gnade deiner Erlösung zuwenden und unser Gebet erhören wirst.“

Königin des heiligen Rosenkranzes, bitte für uns!

Das Rosenkranzgebet

von P. Andreas Lauer


Auf ein Gebet will ich hier aus aktuellem Anlaß eingehen: auf den Rosenkranz. Der selige Papst Johannes XXIII. hat den Rosenkranz zum allgemeinen Gebet erhoben: Die Priester haben als tägliche Aufgabe das hl. Opfer, das hl. Officium und den Rosenkranz, die Laien aber das hl. Opfer und den Rosenkranz. So beten wir also das ganze Jahr über den Rosenkranz, der Monat Oktober aber ist der Rosenkranzmonat, weil in ihm des Rosenkranzfest liegt.

Der Rosenkranz ist das einzige Gebet, das von der hl. Kirche mit einem eigenen Fest gefeiert wird, denn es ist von einer großen Bedeutung für die ganze Kirche, für die ganze Menschheit. Das Fest wurde eingesetzt zum Dank für den wunderbaren Sieg über die Türken am 7. Oktober 1571 bei Lepanto und auf die ganze Kirche ausgedehnt wiederum nach einem Sieg über die Türken im Jahre 1716. Der Sieg über die Feinde der Christenheit wurde damals nach der allgemeinen Überzeugung nicht so sehr durch die Tat der materiellen Waffen errungen, als vielmehr durch den hl. Rosenkranz.

Dieses Gebet ist nach der heiligen Messe das heiligste, das mächtigste, das gnadenbringenste Mittel, um all das Unheil von der Welt abzuwenden, das uns droht wegen der Sünden, und um eine wirkliche Erneuerung der Kirche zu erlangen. Es ist das Mittel, das Reich des Satans zu besiegen, wie es ja in den Siegen über die Feinde der Christenheit uns gezeigt wurde, denn Maria ist die Frau, die der Schlange den Kopf zertritt, die Frau, die die Kirche am Ende der Zeiten errettet vor dem blutroten Drachen, der die Kirche vernichten will.

Es kommt nun nicht darauf an, daß man fünfzigmal eine bestimmte Formel dahersagt, womöglich noch unter dem Druck: „wenn ich nur schon fertig wäre“, sondern darauf kommt es an: andächtig, betrachtend den Rosenkranz zu beten. Das betont auch die hl. Kirche, indem sie nur demjenigen einen vollkommenen Ablaß gewährt, der unter anderem betrachtend den Rosenkranz betet.

Das Herzstück des Rosenkranzes ist das Vaterunser, dieses Gebet, das dem gottmenschlichen Herzen unseres Heilandes entsprang und das sieben Bitten enthält. Diese sollen an uns und jedem Menschen in Erfüllung gehen – das wollen wir mit dem Rosenkranz in erster Linie erreichen und dazu stehen alle Gnaden bereit, unser Herr hat sie uns ja durch sein Wirken hier auf der Erde verdient. Diese Gnaden sollen und können wir in Anspruch nehmen, indem wir sein Leben, Leiden und Sterben in den verschiedenen Geheimnissen des Rosenkranzes betrachten.

Gott läßt uns den freien Willen – er zwingt niemand mit Gewalt, wir müssen die Gnade wollen, die Gnade in Besitz nehmen, zugreifen. Leider haben wir dazu nicht die nötige Disposition, nicht die nötige Liebe, nicht dieses bergeversetzende Vertrauen, das wir haben müßten. Deshalb gehen wir zu unserer lieben Frau und vereinigen uns mit ihr, mit ihrem Gebet. Sie ist voll der Gnade, kein Stäublein von Sünde trübt die Reinheit ihres Herzens, ihres Vertrauens und ihrer Liebe, mit ihr ist der Herr wie mit keinem anderem Geschöpf. Sie ist die aller Gnaden-Vermittlerin – deshalb: du heilige, du ganz heilige Maria, du Muttergottes, bitte du für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes!