Vorwort zum Juni-Rundbrief

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter,

die Sonntage nach dem Pfingstfest, beginnen mit dem Dreifaltigkeitsfest. Am ersten Sonntag im Juni, (03.06), wird dann der Zweite Sonntag nach Pfingsten gehalten. In den Sonntagen nach Pfingsten gilt es, die Erinnerung an Christi Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes in uns wachzuhalten. Jeder Sonntag soll darum ein kleiner Ostertag sein, ein Gedenktag an unsere Taufe und Firmung, eine Mahnung, die Taufgnaden zu festigen, besonders durch die Feier des heiligen Meßopfers und durch die Sakramente, denn nur in der Kraft des Heiligen Geistes werden wir die Anfechtungen und  Erdennöte überwinden.

Vom 17. So. n. Pfingsten an richtet die Liturgie den Blick auf den kommenden Herrn. Die Kirche spricht vom Ende der Zeit, von der Trübsal jener Tage, vom Endkampf, den wir zu bestehen haben und auf den wir uns im Glauben rüsten müssen. Bis dahin sollen wir das Vermächtnis des Herrn erfüllen und in der Meßfeier den Tod des Herrn verkünden, bis er wiederkommt. In der Gegenwart des Heilswerkes Christi, eben bei der Hl. Messe, schauen wir aus und stärken uns auf das Kommen des Herrn. So ist denn das Jahr Christi, das liturgische Kirchenjahr, wie Pius XII. in „Mediator Dei“ schreibt „von der Frömmigkeit der Kirche genährt und begleitet, nicht eine kalte, leblose Darstellung längst vergangener Dinge oder eine bloße Erinnerung an Ereignisse aus einer früheren Zeit. Es ist vielmehr Christus selbst, der in seiner Kirche weiterlebt“ (Nr163).

Es grüßt Sie herzlich, Ihr

Pater Fuisting


– Rundbrief Juni 2018


Predigt zum Hochfest Dreifaltigkeit

von P. Daniel Eichhorn (2008)


Meine lieben, andächtigen Christen,

Ein Gott in drei Personen, die Quadratur des Kreises, das unlösbare Problem, das Ende der Vernunft? – Ja, die Dreieinigkeit ist das Grunddogma des Glaubens überhaupt, sein Dreh- und Angelpunkt. Ohne diese Wahrheit wäre Jesus nicht der Sohn Gottes, gäbe es keine Erlösung oder jedenfalls nicht in dieser Form! Ja, wäre Gott nicht dreifaltig, so wäre er überhaupt nicht! Er kann gar nicht anders sein als dreifaltig!

Die Kirche glaubt fest und unbeirrbar an die Dreifaltigkeit. Dabei ist dieses Geheimnis nicht einfach irgendeine abstrakte theologische Spekulation. Diese uralte Lehre der Kirche ist keine Entartung eines Glaubens, der in die Fänge der Philosophie, der rein menschlichen Vernunft gefallen ist, sondern es ist nichts anderes, als genau jenes Gottesbild, das uns Jesus gelehrt hat: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ „Der Vater und ich sind eins.“ „Der Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird“. Und viele entsprechende Textstellen sprechen diese Wahrheit mehr oder weniger deutlich aus.

Schon im alten Bund war die Dreifaltigkeit im Voraus angedeutet: Drei Männer kommen zu Abraham, der mit seiner Frau Sara an der Eiche von Mamre wohnt, und verkündigen dem alten Paar einen Sohn, ja, noch eine reiche Nachkommenschaft so zahlreich wie der Sand am Meer, d.h. eine überaus große Schar, ein ganzes Volk, das Volk Israel. Und als die drei Männer gehen wollen, spricht Abraham noch einmal mit ihnen und es geschieht das Eigenartige: Er wendet sich zu den Männern und nennt Sie „Herr“, nicht „meine Herren“. Die großen klassischen Theologen haben in diesen drei Männern in der Regel drei Engel gesehen, die die Stelle Gottes vertreten. Dem Abraham muß jedenfalls unverhofft etwas vom unbegreiflichen Geheimnis Gottes aufgeblitzt sein, daß er in seiner Rede plötzlich statt des Plural den Singular bildet. Es deutet sich an, daß hinter der Dreizahl der Gäste irgendwie noch mehr steckt, daß da ein großes Geheimnis seiner Ergründung harrt. So sehen die Augen des gläubigen Christen in den Texten des Alten Bundes den Glauben an die Dreifaltigkeit, das Zentralgeheimnis des von Jesus verkündeten Glaubens, enthalten.

Wir sagten daher zu recht, daß der Dreifaltigkeitsglaube keine Erfindung der Christen ist, keine philosophisch-theologische Wucherung, sondern das – und nur das -, was Jesus selbst uns gelehrt und verkündet hat.

Wagen wir zum Schluß noch einen Blick hinein in das Geheimnis dieses dreifaltigen Gottes, einen ehrfürchtigen, scheuen Blick. Der Heilige Vater sagte in einer Weihnachtspredigt: „Gott ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ein Kreis der Liebe in Hingabe und Zurückschenken: Vater, Sohn und Heiliger Geist“, ein Kreis der Liebe in Hingabe und Zurückschenken. Diesen Aspekt der innergöttlichen Liebe betont auch der Kirchenvater Augustinus: „Wenn du die Liebe siehst, siehst du die heiligste Dreifaltigkeit“. Gott ist ein liebender Gott, nicht nur gegenüber seiner Schöpfung, sondern auch bezüglich seiner selbst: Es ist die Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist. Gott hat nicht nur Liebe, sondern in ihm lebt (die) Liebe, ja, er, als der Dreifaltige, ist die Liebe.

Diese Liebe, dieser Gott, diese Dreieinigkeit ist unser Ziel. Unser Ziel ist die ewige, glückselige, durch nichts zu vergleichende Schau der allerheiligsten Dreifaltigkeit im Himmel! Die Schau jener ewigen, starken, reinen, göttlichen Liebesflammen zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist! Der Himmel ist es, in diese große Liebe unverlierbar hineingenommen zu sein, sicher zu sein, nie mehr davon getrennt werden zu können!

Angesichts solch herrlicher Aussichten bleibt uns nur noch mit den Worten der heiligen Elisabeth de la Trinité staunend zu beten: „O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete, hilf mir, mich ganz zu vergessen, um in dir begründet zu sein, unbewegt und friedvoll, als weilte meine Seele schon in der Ewigkeit. Nichts vermöge meinen Frieden zu stören, mich herauszulocken aus dir, o mein Wandelloser; jeder Augenblick trage mich tiefer hinein in deines Geheimnisses Grund.“ Amen.


Bild: Ikone Dreifaltigkeit | Foto: Heike Hannah Lux