Vorwort zum April-Rundbrief 2023

Liebe Gläubige,

bald feiern wir den Höhepunkt des Kirchenjahres: die Kar- und Osterliturgie. Ich freue mich, dass es in diesem Jahr erstmals möglich ist, die komplette Liturgie in Düsseldorf-Volmerswerth zu feiern, da die dortige  Gemeinde das heilige Triduum in einer anderen Kirche begeht. Der Glaube an die Auferstehung Christi hängt zutiefst mit unserem Glauben an ein ewiges Leben zusammen. Der hl. Paulus schreibt treffend dazu im 15. Kapitel des ersten Korintherbriefs (15,3-8; 15,12-19): „Ich habe euch vor allem weitergegeben, was ich selbst empfangen hatte: Christus ist für unsere Sünden gestorben gemäß der Schrift, ist begraben und am dritten Tag auferweckt worden gemäß der Schrift und ist dem Kephas erschienen, hernach den Zwölfen: sodann erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch leben, während einige entschlafen sind; ferner erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln, und zuletzt von allen, gleichsam als der Fehlgeburt, erschien er auch mir … Wenn nun aber von Christus verkündet wird, dass er von den Toten auferweckt wurde, wie können da einige unter euch meinen, es gebe keine Auferstehung von den Toten? Gäbe es keine Auferstehung der Toten, so wäre auch Christus nicht auferweckt worden; wäre aber Christus nicht erweckt, so wäre unsere Verkündigung hinfällig, und hinfällig dann auch euer Glaube. Dann müssten wir als falsche Zeugen Gottes gelten: wir hätten gottwidrig ausgesagt, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn die Toten ja doch nicht auferweckt würden. Denn wenn die Toten nicht auferweckt würden, so wäre auch Christus nicht auferweckt worden; wäre Christus nicht auferweckt, so wäre unser Glaube nichtig – und ihr wäret noch in euren Sünden, und dann wären auch die in Christus Entschlafenen verloren – und wir, wenn wir in diesem Leben auf Christus die Hoffnung setzen, wären erbarmungswürdiger als alle Menschen.“

Wenn man heute den Durchschnittsmenschen fragt, ob er an ein ewiges Leben glaubt, dann erhält man in den meisten Fällen eine der beiden Antworten: „Nein, das glaube ich nicht!“ Oder: „Es kann schon sein, dass es ein Leben nach dem Tod gibt!“ Nur wenige werden antworten: „Ich glaube fest an ein Leben nach dem Tod, so wie uns der christliche Glaube lehrt!“

Auf einem „Vielleicht“ oder „Es kann schon sein“, lässt sich aber kein Leben aufbauen, schon gar nicht ein christliches Leben. Ohne feste Überzeugung, dass wir eines Tages über unser Leben Rechenschaft vor einem persönlichen Gott ablegen müssen und dann das eigentliche, ewige Leben beginnt, fehlt uns die entscheidende Motivation, den Weg der Gebote Gottes zu gehen. Dass dies der erbsündlich verletzten Natur nicht leicht fällt, wissen wir alle. Ohne die Gnade Gottes können wir den vielfältigen Versuchungen nicht widerstehen. Erst recht fällt es schwer, ohne den Glauben auf ein künftiges Heil die Schwierigkeiten, Leiden und Kreuze geduldig zu ertragen. Scheinbar sinnloses Leid macht es zuweilen unerträglich. Durch Christi Leiden hingegen erhält alles menschliche Leid für überzeugte Christen einen tiefen Sinn und macht es dadurch erträglich, so schwer es auch sein kann. Ich kenne Gläubige, welchen die Gnade geschenkt worden ist, für Krankheit und Leid zu danken, weil sie dadurch zu Gott oder tiefer zu Gott gefunden haben. Sind Menschen, die sich jede Lust und jeden Luxus erlauben, die aber ohne Gott leben und für die es nur dieses Leben auf Erden gibt, etwa glücklich? Hinter der äußeren Hochglanzfassade verbirgt sich häufig eine große innere Not, eine tiefe Einsamkeit und schmerzliche Enttäuschungen. Ganz anders hingegen ein Mensch, der zu Gott (zurück-) gefunden hat. Manchmal nach einem langen Irrweg wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Wie der Vater den Sohn schon von weitem kommen sah, so sehnt sich Gott nach der Heimkehr von verirrten Söhnen und Töchtern. Wer in der Sünde und ohne Glauben an Gott lebt, ist heimatlos. Er gleicht Migranten, die irgendwo gestrandet sind und nicht mehr weiter wissen. Der hl. Papst Johannes Paul II. hat eine gute Entscheidung getroffen, als er dem Wunsch Jesu entsprach, den dieser gegenüber der hl. Ordensschwester Faustine Kowalska (+1939) laut deren geistlichem Tagebuch geäußert hatte, das Fest der göttlichen Barmherzigkeit auf den Sonntag nach Ostern zu legen. Es ist eine Einladung an jeden von uns, Zuflucht zu suchen bei seiner unendlichen Barmherzigkeit. Die Aussicht, bei Gott Vergebung für noch so schwere Sünden zu finden, ist das große Gnadenangebot Gottes besonders in unserer gottvergessenen Zeit. Wir werden die Probleme, welche sich wie ein Mehltau über unsere Welt legen und alles Gute und Heilige zu ersticken drohen, nicht lösen können ohne eine grundlegende Umkehr. Der schreckliche Krieg in der Ukraine könnte nur das Vorspiel sein zu weit Schlimmerem, wenn wir die Zeichen der Zeit nicht erkennen und Buße tun. Das Versagen so vieler Hirten, Bischöfe und Priester, die sich der Welt und deren Lebenswirklichkeit in ihrem Denken und Tun angepasst haben, wie sich jetzt wieder beim Abschluss der Synode in Frankfurt gezeigt hat, ist dabei die eigentliche Tragik. Ganz anders hingegen die Darlegungen von Papst Benedikt XVI. über den guten Hirten, die Sie in einem kleinen Auszug in diesem Rundbrief finden. Es soll eine Anregung sein, sich dessen wunderbares Werk „Jesus von Nazareth“ zuzulegen und sich in die profunden theologischen  und spirituellen Gedankengänge des verstorbenen Papstes zu vertiefen. Welch ein Kontrast zu den armseligen Beiträgen so vieler moderner Theologen, die sich von der Kirche und ihrer Lehre entfernt haben und darum außer Seifenblasen nichts zu bieten haben, was die Seelen wirklich nährt. Als mündige Christen sollen wir nicht wie dumme Schafe hinter dem Mainstream hinterher trotten, sondern wachsam prüfen und klug unterscheiden, wo und von wem wir auf gute Weide geführt werden. Beten wir um gute und treue Hirten!

Ihnen und Ihren Familien eine frohe und gnadenreiche Osterzeit wünschend, grüßt herzlich

Ihr P. Bernhard Gerstle FSSP